Vermisstes Öl landete im Meeresboden

Im April 2010 ging die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ in Flammen auf. Hunderte Millionen Liter Öl gelangten damals ins Meer - ein Viertel davon wird bis heute vermisst. Forscher vermuten: Der Rest landete im Meeresboden.

Ein Team um Beizhan Yan von der Columbia University hat nun die Langzeitfolgen der Ölpest im Golf von Mexiko untersucht. Diese wurden offenbar unterschätzt, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „PNAS“ schreiben: Die Schadstoffe trieben nach der Katastrophe monatelang unterhalb der Wasseroberfläche, wo sie sich mit mikroskopisch kleinen Algen und anderen Ablagerungen verbanden - ähnlich wie beim Hausstaub, der sich zum „Lurch“ zusammenballt. Diese umweltschädlichen Klumpen sanken dann in die Tiefe.

Dunkler Rauch, brennendes Öl auf der Meeresoberfläche

US Navy

Aufnahme der US Navy: Der Golf von Mexiko am 6. Mai 2010

„Wir wussten, dass Öl-Schadstoffe nach unten getragen werden können, aber wir hatten nicht erwartet, dass sie so lange im Wasser bleiben würden“, sagt Beizhan Yan.

Er und seine Kollegen sprechen von einem „schmutzigen Blizzard“, der sich im Golf von Mexiko ereignet habe - in Anlehnung an die Tatsache, dass Teilchen im Meer mitunter auch als „Meeresschnee“ bezeichnet werden. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen jedenfalls, dass die ökologischen Auswirkungen einer Ölpest länger andauern können als bislang gedacht.

Für die Untersuchung hatte das Forscher-Team im Golf von Mexiko in gut 1.500 Metern Tiefe und rund 100 Meter über dem Meeresboden eine sogenannte Sedimentfalle installiert. Gut sieben Kilometer von der mittlerweile geschlossenen Ölquelle entfernt fing diese ab August 2010 für 14 Monate im Wasser sinkende Partikel auf.

500 Mio. Liter Öl ausgeströmt

Die Plattform „Deepwater Horizon“ war im April 2010 explodiert. Über Monate konnte das Leck am Bohrloch nicht geschlossen werden - 3,19 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl liefen nach Berechnung eines US-Gerichtes ins Meer. Elf Menschen waren bei dem schweren Unfall ums Leben gekommen.

Nach der Katastrophe verschwanden die gewaltigen Ölmengen auf ganz unterschiedliche Weise wieder aus dem Golf von Mexiko: Einsatzkräfte schöpften es von der Wasseroberfläche ab, verbrannten es oder lösten es mit Chemikalien auf. Teils wurde das Öl auch an die Küste gespült oder von Bakterien zersetzt. „Aber ein großer Teil, möglicherweise ein Viertel, wird vermisst“, schreiben Yan und seine Kollegen. Ihre Vermutung: Der Rest sank auf den Meeresboden.

Schadstoff Barium nachgewiesen

Bislang hatten einige Forscher vermutet, dass Schadstoffe am Meeresgrund von natürlichen Ölquellen stammen. Das Team um Yan konnte aber zeigen, dass die Kohlenwasserstoffe im Wasser von derselben Art Schweröl stammen, wie es über Monate an der Bohrinsel ausgeströmt war.

Die Forscher fanden bei ihren Untersuchungen die Stoffe Barium und Olefin, die bei Bohrungen nach Erdöl eine Rolle spielen. Dass in den Proben neben Ölrückständen und dem Ruß brennender Ölteppiche auch der Schadstoff Barium enthalten war, sei ein „Schock“ gewesen, sagt Yan. Denn ursprünglich hatte man vermutet, dass der Schadstoff sich in der Nähe von Bohrplätzen sehr schnell absetzt.

science.ORF.at/dpa

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