Alte Affen: Nur keine Aufregung!

Die Neugierde lässt nach, die wilden Zeiten sind vorbei: Im Alter legen Makaken ihren Alltag deutlich geruhsamer an - genauso wie Menschen. Verantwortlich dafür ist ein „altes Primatenerbe“, sagen Forscher.

Dass der Übermut gerne mit dem Attribut „jugendlich“ versehen wird, ist aus Sicht der Psychologie durchaus stimmig. Sturm und Drang währen Untersuchungen zufolge tatsächlich nicht ewig, dafür gewinnt die Stimme der Vorsicht im Laufe der Jahre an Gewicht. Das äußert sich auch in sozialer Hinsicht. Ältere Menschen haben weniger Sozialkontakte als junge. Das heißt nicht notwendigerweise, dass sie einsam sind - aber sie treffen offenbar nur mehr jene, die ihnen wirklich wichtig sind.

Das gilt auch für Affen, weiß Julia Fischer vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen. Sie hat in den letzten Jahren einige Studien an Makaken durchgeführt, bei ihrer letzten stellte sie fest: Die Neugierde der Affen nimmt bereits im Erwachsenenalter ab, später, wenn die Makaken schon zu den älteren Semestern zählen, schrumpft auch deren Freundeskreis. „Es es ist nicht so, dass die Makaken das Interesse an ihren Artgenossen verlieren würden“, sagt Fischer. „Doch sie werden wählerischer, sie geben sich nicht mehr mit jedem ab.“

Altes Affenweibchen mit Pigmentflecken im Gesicht

Julia Mörchen/German Primate Center

Seniorin: Auch Makaken sieht man das fortgeschrittene Alter an

Ab vier bis fünf Jahren gelten Makaken als erwachsen, ab 19 Jahren sind sie mehr oder minder alt. „Das älteste Weibchen bei uns im Park ist 31 Jahre alt. Sie ist hochbetagt, man könnte sagen: eine Affengreisin“, sagt Fischer im Gespräch mit science.ORF.at. Wie die deutsche Biologin herausgefunden hat, zeigen die Makaken noch einige erstaunliche Parallelen zum Menschen: Auch sie werden im Alter vorsichtiger, zurückgezogener, sie üben, so Fischer „noble Zurückhaltung“.

Warum? Beim Menschen erklärt man sich diesen Umstand mit Hilfe der „sozialen Selektivitätstheorie“. Sie besagt: Weil der Mensch sich seiner Endlichkeit bewusst ist, wird er im Laufe des Lebens immer wählerischer. Weil alles bald vorbei sein könnte, tut man im Alter nur mehr das, was einem wichtig ist.

Gilt das auch für Makaken? Wissen Sie, dass sie sterben werden? „Nein, das glaube ich nicht“, sagt Fischer. „Das weist darauf hin, dass hier rein physiologische Vorgänge mitspielen, Stressvermeidung zum Beispiel. Das ist altes Primatenerbe.“ Aber natürlich, betont die deutsche Primatenforscherin, sei das nur eine Tendenz. Auch Affen haben - wie Menschen - ihren eigenen Charakter. „In unserem Primatenzentrum gibt es auch streitsüchtige Affen, die sind im höheren Alter noch immer streitsüchtig - nur eben ein bisschen weniger.“

Robert Czepel, science.ORF.at

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