Stromhaube hilft gegen Hirntumor

Neue Wege in der Behandlung des extrem aggressiven Glioblastoms – eines Hirntumors - geht jetzt die Neurochirurgie an der Universitätsklinik Innsbruck: mit Stromimpulsen, die über Elektroden am Kopf auf den Tumor einwirken. Patienten und Patientinnen gewinnen mit dem System wertvolle Lebensmonate.

Das Glioblastom führt unbehandelt binnen vier bis sechs Monaten zum Tod. An einem Glioblastom erkranken häufig junge Menschen. Mittels Operation, bei der der Tumor so weit wie möglich entfernt wird, sowie Chemotherapie und Bestrahlung können den Patient/innen im Optimalfall 9 weitere Monate geschenkt werden.

Stromhaube auf dem Modell eines menschlichen Kopfes

Wolfgang Böhmer/ORF

Mit dem neuen System gewinnen sie durchschnittlich weitere 5 Monate wertvolle Zeit bei guter Lebensqualität erklärt science.ORF.at der Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie in Innsbruck, Claudius Thomé:

„Letztendlich funktioniert es so, dass dem Patienten Klebe-Elektroden auf dem Kopf aufgebracht werden und damit Stromfelder erzeugt werden, die verhindern, dass sich diese bösartigen Zellen teilen und dann auch zugrunde gehen. Damit sind wir in der Lage, dass Patienten und Patientinnen - den ersten Studien zufolge - doch deutlich länger leben.“

Tumorzellen sterben ab

Sendungshinweis

Über dieses Thema berichtet heute auch „Wissen aktuell“, 27.6.2016, 13.55 Uhr.

Stichwort: Glioblastom

Das Glioblastom ist ein Tumor, der von den Hirnzellen ausgeht - erklärt Claudius Thomé im Gespräch mit „Wissen aktuell“. Die Ursachen sind noch unklar.

36 Keramikplatten – so groß wie eine Euro-Münze - werden bei der Behandlung auf die Kopfhaut aufgeklebt, ein dünnes Kabel führt zu einem Akku in der Hosentasche – rund um die Uhr erzeugen die Elektroden dann ein gezieltes Kraftfeld um den Tumor erklärt Christian Freyschlag, Oberarzt an der Innsbrucker Neurochirurgie:

„Die Zellen sind nicht mehr fähig sich zu teilen solange sie in diesem Feld ausgerichtet sind. Das ist eine Therapie, die für Patienten/Patientinnen in Frage kommt, denen es gut geht. Es ist nichts für jene, die in einem schlechten Zustand sind – die Patienten, denen es gut geht, profitieren davon und können am Alltag wieder teilnehmen.“

80 Männern und Frauen wird pro Jahr in Tirol ein Glioblastom diagnostiziert. An der Innsbrucker Klinik ist das neue System seit Februar im Einsatz – 5 Personen tragen es derzeit.

Wolfgang Böhmer, ORF Radio

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