Augenrollen verhilft Krebsen zu mehr Durchblick

Wenn Fangschreckenkrebse ihre Stielaugen rollen lassen, sind nicht etwa besonders genervt - sie verbessern dadurch die Wahrnehmung von polarisiertem Licht, wie Forscher herausgefunden haben.

Mit dieser Fähigkeit sind die Fangschreckenkrebse nicht alleine: Polarisationsmuster können viele Tierarten wahrnehmen, vor allem Insekten sind in dieser Hinsicht begabt. Das Licht, das von der Sonne kommt, ist zunächst ungeordnet. Bei seiner Reise durch die Atmosphäre wird daraus mitunter polarisiertes Licht - physikalisch ausgedrückt: Es schwingt nur mehr in einer Ebene relativ zur Ausbreitungsrichtung.

Studie

„Dynamic polarization vision in mantis shrimps“, Nature Communications, 12.7.2016.

Forscher um Nicholas Roberts von der University of Bristol hatten für zwei Fangkrebsarten (Gonodactylus smithii und Odontodactylus scyllarus) untersucht, warum die Tiere ihre beiden Augen nahezu ständig bewegen und nur ab und zu ein interessantes Objekt mit starrem Blick fixieren. „Intuitiv würde man sagen, dass ein stillhaltendes Auge die Welt besser sehen sollte als eines in Bewegung, aber Fangschreckenkrebse scheinen einen anderen Weg gefunden zu haben, klarer zu sehen“, sagt Roberts.

Bunter Fangschreckenkrebs in Großaufnahme

Michael Bok, University of Lund

Bunt und stieläugig: Fangschreckenkrebs

Die Forscher erkannten, dass die Tiere mit dem Augenrollen bestimmte Fotorezeptoren für polarisiertes Licht so ausrichten, dass der Kontrast von Objekten zum Hintergrund maximiert wird. Eine solche aktiv über Augenbewegungen verbesserte Polarisationswahrnehmung sei bisher von keinem anderen Lebewesen bekannt. „Wir haben schon gewusst, dass Fangschreckenkrebse die Welt ganz anders als Menschen sehen“, so Roberts. Sie nutzten zum Beispiel zwölf Farbkanäle - der Mensch nur drei. Der nun entdeckte Trick biete einen spannenden neuen Ansatz für die Robotik.

Fangschreckenkrebse leben räuberisch, sie lauern am Boden tropischer Meere auf Beute. Ihr Sehvermögen ist dank leistungsfähiger Komplexaugen hoch entwickelt. Bei Aquarienfans sind die Tiere wegen ihrer oft leuchtend bunten Färbung beliebt. Vielen von ihnen dürfte schon einmal aufgefallen sein, dass die Krebse ihre Augen fast permanent bewegen - nun ist klar, warum.

science.ORF.at/dpa

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