Wandern macht erfinderisch

Wer weit wandert, verbraucht viel Energie – und wird dann erfinderischer bei der Nahrungssuche. Das gilt laut einer neuen Studie zumindest für Schimpansen, könnte aber auch den Werkzeuggebrauch der Menschenvorfahren beeinflusst haben.

Einige Affen, darunter Schimpansen, nutzen Zweige oder einfache Werkzeuge wie Schwämme aus Blättern, um an sonst unzugängliche Nahrung zu kommen. Schweizer Forscher wollten nun in Uganda herausfinden, was die Tiere zu dieser Praxis bewegt.

„Wir analysierten sieben Jahre an Feldversuchen, bei denen Schimpansen Honig aus dem Inneren eines Baumstamms holen sollten“, erklärte Studienautor Thibaud Gruber von der Universität Neuenburg in einer Mitteilung vom Dienstag.

Steigert Wahrscheinlichkeit, Werkzeuge zu verwenden

Zunächst zeigten die Forscher, dass sich die Schimpansen nicht wirklich für den Honig im Baumstamm interessierten, außer es herrschte ein gewisser Druck von außen - zum Beispiel ein Mangel an Früchten im Wald oder wenn sie weit gewandert waren, um Nahrung zu finden.

„Der Effekt war noch ausgeprägter, wenn die Situation (wenige Früchte und weite Wanderschaft) lange angedauert hatte“, so Gruber. Gab es Nahrung in Hülle und Fülle oder brauchten die Schimpansen nicht weit zu wandern, war ihr Interesse an dem Baumstamm kleiner. Im nächsten Schritt wollten die Forscher wissen, was genau die Affen dazu motivierte, Werkzeuge zu verwenden, - zum Beispiel einen Schwamm aus Blättern oder einen Stock, um damit das Innere des Stamms auszukratzen.

Zu ihrer Überraschung fanden die Forscher heraus, dass nur die gewanderte Strecke, nicht der Nahrungsmangel die Werkzeugnutzung begünstigte. Anders gesagt: Je weiter die Schimpansen vor ihrem Kontakt mit dem Honig-befüllten Baumstamm gewandert waren, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Werkzeug benutzten, um an den Honig zu kommen.

Das deute darauf hin, dass die Affen die bei der Wanderung verbrauchte Energie durch den Einsatz von Werkzeugen kompensieren, erklärte Gruber – ein Phänomen, dass auch bei der Entwicklung von Technologie bei den Menschenvorfahren vor Millionen Jahren eine Rolle gespielt haben dürfte, wie die Forscher mutmaßen.

science.ORF.at/APA/sda

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