Neue Aids-Medikamente zu teuer

Die Preise für ältere Aids-Medikamente sind gesunken, neuere Mittel sind für ärmere Staaten aber weiter unerschwinglich: Darauf macht ein neuer Bericht von Ärzte ohne Grenzen aufmerksam, der am Donnerstag bei der Welt-Aids-Konferenz in Südafrika veröffentlicht wurde.

Die Lage sei besonders kritisch bei Menschen, die gegen die gewöhnlichen HIV-Medikamente resistent seien und daher eine Behandlung mit Alternativen brauchten.

Patentschutz verhindert billigere Arzneien

Menschen mit HIV, bei denen die erste und zweite Therapielinie antiretroviraler Medikamente nicht mehr wirken oder zu starke Nebenwirkungen haben, benötigen die neuesten Medikamente der „dritten Behandlungslinie“.

In den ärmsten Ländern kosten diese jedoch mehr als 1.800 US-Dollar (1.631,17 Euro) pro Person und Jahr - das sei 18-mal so viel wie Medikamente der ersten Therapielinie, hieß es in einer Aussendung. In Ländern mit niedrigem, mittlerem oder höherem Einkommen seien diese Wirkstoffkombinationen noch teurer. (In Österreich kostet eine moderne HIV-Therapie derzeit rund 1.500 Euro pro Monat). Billige Generika seien wegen des Patentschutzes noch nicht verfügbar.

Indiens Generika reduziert Preise

Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Erstbehandlung empfohlene Kombination aus den Wirkstoffen Tenofovir, Emtricitabine und Efavirenz für die einmal tägliche Einnahme kostet derzeit rund 100 US-Dollar pro Jahr (90,62 Euro). Der Preis sei seit 2014 um 26 Prozent gesunken.

Kann diese Kombination nicht mehr verwendet werden, empfiehlt die WHO eine andere Wirkstoffkombination (Zidovudine/Lamivudine plus Atazanavir/Ritonavir). Hier betrage der Preis pro Jahr pro Patient 286 US-Dollar (259,18 Euro) und habe sich seit 2014 um elf Prozent reduziert. Das sei vor allem auf den Wettbewerb indischer Generikahersteller zurückzuführen, von wo die meisten derartigen Arzneimittel für ärmere Länder kämen.

Fast 1.700 Euro pro Jahr

Anders sieht das bei den moderneren Aids/HIV-Medikamenten aus, die auch noch dann wirken, wenn die übrigen keinen ausreichenden Effekt mehr haben. Der niedrigste Preis für diese Kombinationen (zum Beispiel mit Integrase-Inhibitoren) liege bei 1.859 US-Dollar (1.684,64 Euro). Diese Preise seien nicht mehr finanzierbar, hieß es.

„Wir müssen in der Lage sein, die neueren HIV-Medikamente zu bezahlen“, sagte Vivian Cox, medizinische Referentin des HIV-Projekts von Ärzte ohne Grenzen im südafrikanischen Eshowe. „Im Laufe der Zeit werden die Menschen diese Medikamente brauchen, sie werden sonst keine andere Option haben. Wir müssen jetzt laut auf dieses Problem aufmerksam machen. Wir müssen sichergehen, dass wir nicht wieder mit einer ähnlichen Krise konfrontiert werden, wie wir sie vor mehr als zehn Jahren hatten, als lebensrettende Medikamente für Millionen Menschen mit HIV einfach unbezahlbar waren.“

science.ORF.at/dpa/APA

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