„Fair Play“ auch nach Olympia

Im Vorfeld von sportlichen Großereignissen wird viel über Menschenrechtsverletzungen am Austragungsort diskutiert. Danach werden die Probleme schnell vergessen. Darauf weist eine aktuelle Studie aus Österreich hin - anhand der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro.

Seit sich Rio de Janeiro auf die Olympischen Sommerspiele vorbereitet, wird in der Stadt demonstriert. Und zwar von jenen, die befürchten, dass bei weitem nicht alle Bewohner von der sportlichen Großveranstaltung profitieren werden. Eine aktuelle Studie vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte und „Nosso Jogo - der Initiative für globales Fair Play“ gibt ihnen Recht. Denn im Vorfeld der Spiele ist es zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen gekommen.

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Über dieses Thema berichtete heute auch das Ö1-Mittagsjournal, 2.8., 12.00 Uhr.

Tausende wurden umgesiedelt

Dazu gehören ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, problematische Infrastrukturmaßnahmen und die Zwangsabsiedlung von tausenden, fast ausschließlich sozial schwachen Menschen. Diesen Menschen wurde zwar angeboten, andere Wohnungen oder Häuser zu beziehen, sagt Claudia Sprenger vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte. Doch diese Unterbringungen seien oft weit von den ursprünglichen Wohnvierteln entfernt. Dort mangle es zudem an ausreichender Infrastruktur, öffentlichen Dienstleistungen und Arbeitsmöglichkeiten.

Das Versprechen von Regierung und Investoren lautet zumindest, den neu geschaffenen Wohnraum nach dem Ende der Spiele günstig an die Bevölkerung abzugeben. Deswegen sei es besonders wichtig, auch nach dem Ende der Spiele hinzusehen, sagt Sprenger: „Denn dann ist die Aufmerksamkeit weg. Das heißt aber nicht, dass Menschenrechtsverletzungen auch weg sind.“

Unternehmerische Verantwortung

Die Studie, die vor kurzem veröffentlicht wurde, kritisiert vor allem das mangelnde Bewusstsein von Unternehmen, die von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro profitieren. Denn einige Versuche, Menschenrechtsverletzungen bereits im Vorhinein zu verhindern, sind gescheitert.

Dazu gehörte eine Initiative des Ministeriums für Arbeit und Beschäftigung - die sogenannte schmutzige Liste. „Und die enthält Namen von Unternehmen, die von sklavereiähnlichen Arbeitsbedingungen profitiert haben. Die sollen eigentlich von Regierungsaufträgen ausgeschlossen werden bzw. wird anderen Unternehmen empfohlen, mit ihnen keine geschäftliche Beziehungen einzugehen“, sagt Claudie Sprenger. Die Verwendung dieser Liste wurde von den brasilianischen Höchstgerichten jedoch untersagt - ein Immobilienkonsortium hatte dagegen geklagt.

Menschenrechte als Bewerbungskriterium

Um solche Problematiken künftig zu vermeiden, sollen Menschenrechtsstandards zu den Bewerbungskriterien für einen Austragungsort gehören. Nur wer Presse- und Meinungsfreiheit, Anti-Diskriminierungsmaßnahmen oder arbeitsrechtlichen Schutz zusichert, soll Olympische Spiele veranstalten dürfen.

„Natürlich sind Reformen nur so gut wie ihre Implementierung“, erläutert Sprenger. „Und da gilt es jetzt bei den zukünftigen Nominierungen bzw. Bewerbungen genau hinzusehen, ob das dann auch eingehalten wird.“ Ausschlaggebend wird das erst bei den Sommerspielen 2024. Budapest, Rom, Paris und Los Angeles haben sich beworben. Eine Entscheidung wird erst für September 2017 erwartet.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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