So wird Onlinekonsum ökologischer

Online konsumieren anstatt in ein Geschäft gehen - das ist nicht unbedingt umweltfreundlich. Airbnb, Uber und Co. sollten über die Öko-Auswirkungen informieren, meinen nun Forscher: Laut ihrer neuen Studie wählen Käufer dann öfter die „grüne“ Variante. Davon profitieren auch die Unternehmen.

Bücher, Kleider, Elektronik oder Haushaltsgeräte - alles kann man heutzutage im Internet kaufen. Auch Flüge und Hotels buchen Konsumenten immer häufiger online und sogar Filme schauen viele heute lieber über einen Streamingdienst an als im Kino. Die Energie, die das virtuelle „Kaufhaus für alles“ dabei verbraucht, ist recht real.

Zu den ökologischen Kosten, die schon bei der Herstellung von Produkten in jedem Fall anfallen, kommt der Energieverbrauch der großen Such- und Verkaufsplattformen: Ganze Kraftwerke arbeiten nur, um die riesigen Datenzentren mit Strom zu versorgen. Manche Konzerne wie Google oder Apple informieren mittlerweile zumindest darüber, wie sie versuchen, möglichst viel Energie zu sparen.

Schwierig zu berechnen

Bei materiellen Gütern kommt noch der Transport dazu. Hier ist es besonders schwierig abzuwiegen, ob man bestellen oder doch besser in ein Geschäft gehen soll, denn auch die Fahrt dorthin verbraucht Energie - wie weit entfernt wohnt man, wie viele Produkte kauft man, wählt man einen besonders schnellen Lieferdienst ...? - diese Faktoren entscheiden, ob der virtuelle oder der klassische Einkauf energiesparender ist.

Laut einer britischen Untersuchung aus dem Jahr 2010 verbraucht der Online-Kauf unter bestimmten Bedingungen sogar weniger CO2: Wenn der virtuelle Einkauf dreieinhalb „echte“ Einkäufe ersetzt, wenn man 25 Sachen auf einmal bestellt und wenn man für den Einkauf mindestens 50 Kilometer zurücklegen müsste. Eine Berechnung des deutschen Öko-Instituts ergab, dass jeder Versand innerhalb von Deutschland genauso viel Treibhausgase verursacht, wie wenn man drei Kilometer mit dem Auto fahren würde. Dabei wurde auch die hohe Quote der Retoursendungen berücksichtigt.

Informationen über Verbrauch

Aufgrund der komplexen Zusammenhänge bleibt es für den einzelnen jedoch schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen und im konkreten Fall ökologischer zu entscheiden. Die Unternehmen könnten es dem Käufer aber zumindest im Online-Versand selbst etwas leichter machen, meinen nun die Forscher um Steven C. Isley vom US-amerikanischen National Renewable Energy Laboratory in einer aktuellen Studie, nämlich indem sie entsprechende Informationen zur Verfügung stellen.

Untersucht hat das Team dieses Zusatzfeature bei Online-Experimenten mit beinahe 3.000 Teilnehmern. Konkret wurden die Angebotsseiten von vier der größten digitalen Anbieter mit Umweltinformationen zum Verkauf ergänzt: Amazon, Uber, Netflix und Airbnb.

Bei der ersten Testreihe ging es um die Entscheidung für ein bestimmtes Zustellservice: Amazon Prime-Kunden erhalten ihre Lieferung kostenlos innerhalb von zwei Tagen. Wenn sie dennoch die langsamere, günstigere und umweltschonendere Zustellung wählen, bekommen sie in den USA eine Gutschrift von einem Dollar oder einen anderen Bonus. Aus ökologischer Sicht fällt die langsame Lieferung kaum ins Gewicht: Beim Bahntransport eines Tablet-PC von 450 Gramm durch das halbe Land fallen nur 40 Gramm CO2 an, schreiben die Forscher. Zum Vergleich der Transport mit Flugzeug: Dabei fallen pro Kilogramm pro 1000 Kilometer 1000 Gramm CO2 an.

Die meisten Konsumenten wissen allerdings gar nicht, dass das Schnellservice zu Lasten der Umwelt geht. Im Test erhielt jeweils ein Drittel der Probanden eine andere Amazon Prime-Information zum Lieferservice. Neben der Gutschrift von einem Dollar wurde einmal lediglich darauf hingewiesen, dass der Bahntransport fast CO2-neutral ist. Bei der dritten Variante erhielten die Kunden auch einen Dollar, konnten aber entscheiden, dass ein Teil davon für Klimakompensationszahlungen verwendet wird.

Bewusstsein wächst

Beim Testkauf eines Buchs und eines Tablets wählten die Teilnehmer aus Gruppe eins und zwei ungefähr gleich häufig die langsamere Zustellung - d.h., die Information wirkt so gut wie ein Bonus. Beim Kauf eines Rasenmähers wählten die Teilnehmer der reinen Klimainformationsgruppe sogar am häufigsten den Bahntransport - offenbar hat ihnen die Information klar gemacht, dass ein schweres Produkt noch mehr Umweltkosten verursacht. Die dritte Variante war den meisten offenbar generell zu kompliziert.

Bei einer anschließenden Befragung zeigte sich zudem, dass 33 Prozent der Käufer nun eine bessere Meinung von Amazon hatten. Die reine Informationskampagne würde dem Unternehmen zudem das Geld ersparen, das es für den Bonus ausgeben muss. Eine zweite ähnliche Testreihe widmete sich ebenfalls dem Online-Konzern Amazon und zeitigte vergleichbare Ergebnisse.

Wissen ändert Verhalten

Bei Experiment Nummer drei erhielten Nutzer des Fahrservice Uber die Möglichkeit von Kompensationszahlungen für ihre Autofahrt, ein großer Teil der Kunden machte davon Gebrauch. Auch dieses Angebot wirkte sich positiv auf den Ruf des Anbieters auf.

Im nächsten Test wurde der Streamingdienst Netflix um ökologische Informationen ergänzt. Und zwar wurden die Testnutzer über den unterschiedlichen Energieverbrauch der verschiedenen Auflösungen von Standard bis Ultra-High-Definition informiert. Dieses Wissen veränderte tatsächlich das Verhalten, besonders dann, wenn der Verbrauch sehr anschaulich beschrieben wurde - etwa als Vergleich mit gefahrenen Autokilometern. Dem Ansehen des Unternehmens würde auch dieser Informationsservice nutzen, wie die Befragung der Probanden ergab.

Der Wohnungsanbieter Airbnb war Gegenstand des letzten Experiments. Dabei wurden die Informationen zu den Wohnungen um ihre Energieeffizienz ergänzt. Es zeigte sich, dass die Kunden sogar bereit wären, für die Unterkunft mehr zu zahlen, wenn sie energiesparend angelegt ist. Neben dem besseren Ruf ließe sich mit der Ökoinformation also sogar mehr Geld verdienen.

Laut den Forschern machen die Ergebnisse der Testreihen deutlich, dass transparente Informationen über den Energieverbrauch nicht nur die Konsumenten zufriedener machen, sondern auch den Internet-Anbietern selbst nutzen könnte. Die Webseiten um derartige „grüne“ Informationen zu ergänzen, wäre zudem nicht sehr aufwändig.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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