Die geheime Partnerwahl der Fischweibchen

Mit wem sie sich vermehren, entscheiden bei Tieren oft die Weibchen. Auch wenn die Paarung schon passiert ist, können manche noch eingreifen. Forscher haben eine solche „geheime“ weibliche Wahl bei Fischen beobachtet, deren Eier erst nach dem Ablaichen befruchtet werden.

Die Studie

„Ovarian fluid allows directional cryptic female choice…“, Nature Communications, 16.8.2016

Die Weibchen des Augenfleck-Lippfisches (Symphodus ocellatus) bevorzugen Männchen, die Nester für ihren Laich bauen und die sich auch nach der Befruchtung fürsorglich um ihren Nachwuchs kümmern. Es gibt aber nicht nur diese vorbildlichen Väter.

Augenfleck-Lippfische

Susan Marsh-Rollo

Manche sparen sich die Arbeit und befruchten einfach Eier, für die einer ihrer Konkurrenten das Nest gebaut hat. Praktischerweise kümmert sich dieser dann dennoch um die Brut. D.h., der tierische „Trittbrettfahrer“ kann sich ohne viel Aufwand fortpflanzen. Mit großen Mengen an Spermien versucht er zudem, seinen Erfolg zu sichern.

Spermien beschleunigt

Wie die Forscher um Suzanne Alonzo von der Yale University nun herausgefunden haben, wissen sich die Weibchen gegen die unerwünschte Befruchtung aber zu wehren. Sie produzieren eine Flüssigkeit, die ihre Eier umfließt. Im Labor konnten die Forscher feststellen, was es damit auf sich hat.

Die Flüssigkeit beeinflusst die Spermien aller Konkurrenten auf gleiche Weise, was aber dennoch den „besseren“ Vätern nutzt. Diese produzieren normalerweise zwar weniger Spermien als ihre „faulen“ Artgenossen, dafür sind diese schneller. Durch die weibliche Flüssigkeit werden alle Spermien schneller, beweglicher und zielorientierter. Unterm Strich profitieren dabei die Nestbauer, so die Forscher, da die Geschwindigkeit so noch wichtiger wird als die Anzahl.

Bevorzugte Väter

Eigentlich könnte es den Weibchen egal sein, wer ihre Eier befruchtet. Männchen, die ein Nest gebaut haben, kümmern sich in jedem Fall um die Aufzucht. Laut den Forschern ist es für die Weibchen aus genetischer Sicht dennoch wünschenswerter, wenn der Nestbauer auch der Vater ist: Meist sind diese Tiere schon älter und wachsen bereits in ihrer Jugend deutlich schneller als die „Kuckucksväter“ - Eigenschaften, die für den Nachwuchs ebenfalls vorteilhaft sind.

Dass eine derartige geheime Selektion auch bei Meeresbewohnern mit externer Befruchtung vorkommt, hat die Forscher selbst überrascht. „Wie sich Meerestiere verhalten, wird offenbar auch von verborgenen Interaktionen zwischen Männchen und Weibchen sowie zwischen Eiern und Spermien gesteuert“, so Alonzo in einer Aussendung.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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