„Silicon“, „Innovation“ und „mehr Mut“

Bei den Technologiegesprächen in Alpbach werden alljährlich Neuigkeiten aus der Forschungspolitik vorgestellt. Heuer dabei: eine Strategie für „Open Innovation“, eine Förderinitiative für „Silicon Austria“ und ein Aufruf zu „mehr Mut in der Politik“.

Letzterer stammt von Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP). „Die Entscheidungen fallen viel zu langsam, mehrheitlich werden sie feige getroffen und es werden faule Kompromisse eingegangen", so Mahrer bei einer Pressekonferenz in Alpbach. Stattdessen seien „mutige Entscheidungen“ nötig, die „manchmal nicht auf die gewohnte Kompromissorientierung eingehen.“

Angesichts der Herausforderungen der - seiner Ansicht nach - gerade erst am Anfang befindlichen digitalen Revolution müsse man die Herangehensweise ändern, so Mahrer. „Da wird Unfassbares möglich“, verwies er auf Beispiele wie den Organdruck auf Basis der 3D-Technologie, smarte Materialien oder Emotion Tracking (Emotionsmessung über physiologische Verfahren).

Bildungsministerium bastelt an „digital skills“

Technologiegespräche Alpbach

Von 25. bis 27. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion.

Auch Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) war der Ansicht, dass die Technologie die Lebenswelt der meisten Menschen in den nächsten Jahrzehnten neu gestalten wird. „Die Herausforderung wird sein: Wie begegnen wir dieser Ungewissheit? Wir haben keine Ahnung, wie unsere Arbeitswelt in 15, 20 Jahren aussehen wird.“ Konsequenz: „Wir müssen Schule und Unterricht neu erfinden“, so Hammerschmid.

Derzeit werde im Ministerium eine Gesamtstrategie im Bereich „digital skills“ erarbeitet. Dabei gehe es nicht nur um die Ausstattung von Schulen mit Tablets oder anderen Geräten, sondern auch um die Aus- und vor allem Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, die noch keine „digital natives“ seien.

Durch neue Technologien könne man sehr einfach personifiziertes Lernen ermöglichen: So könnten sowohl besondere Talente gefördert als auch Schwächere mit Aufgaben unterschiedlicher Levels abgeholt werden.

80 Millionen für „Silicon Austria“

Ebenfalls bei den Technologiegesprächen in Alpbach hat Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) eine neue, mit 80 Millionen Euro dotierte Förderinitiative vorgestellt. Das „Silicon Austria“ getaufte Projekt soll Forschung für Elektronik- und Mikroelektronik ankurbeln. 50 Mio. Euro davon fließen in ein neues Forschungszentrum, das 2017 die Arbeit aufnehmen soll.

Das Forschungszentrum soll als gemeinschaftliches Unternehmen von Austrian Institute of Technology (AIT), Joanneum Research, Carinthian Tech Research und Materials Center Leoben geführt und neben der öffentlichen Hand auch durch beteiligte Unternehmen finanziert werden.

Eine entsprechende Absichtserklärung hätten 25 Unternehmen unterzeichnet. Geplant ist auch eine Zusammenarbeit mit heimischen Universitäten und internationalen Forschungseinrichtungen. Der Standort für das neue Zentrum ist noch nicht fixiert.

Innovationen öffnen

Staatssekretär Harald Mahrer wiederum hat in Alpbach nicht nur zu mehr Mut aufgerufen, sondern auch eine Strategie für „Open Innovation“ (OI) vorgelegt. Damit soll das „Innovationssystem Österreich“ geöffnet werden, und dafür sollen 14 Maßnahmen sorgen.

Darunter befinden sich die Errichtung von „offenen Innovations- und Experimentierräumen“, die Verankerung von Open Innovation-Elementen in Kindergärten und Schulen sowie von Open Data- und Open Access-Prinzipien in der Forschung. Ferner sollen auch Abgeltungsmodelle für „Crowdwork“ - die Beteiligung an Bürgerwissenschafts-Projekten - und etwa Vertragsmuster für Open Innovation-Prozesse erarbeitet werden, die Fragen des geistigen Eigentums und Verwertungsrechte beinhalten.

Ein zentraler Punkt ist der Aufbau von Forschungskompetenz von Open Innovation in der Wissenschaft. Dafür eröffnet die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) am 11. Oktober ein „Open Innovation in Science Research and Competence Center“. Ziel des Zentrums, das mit acht Mitarbeitern und einem Budget von zwei Millionen Euro startet, ist die Entwicklung neuer Methoden zur gezielten Öffnung des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses.

science.ORF.at/APA

Mehr zu den Technologiegesprächen: