Mehr lernen von schönen Lehrern

Kompetent, gerecht, einfühlsam - all das und noch viel mehr sollten gute Lehrer im Idealfall sein. Damit nicht genug: Wie ein Experiment zu Schulbeginn nun nahelegt, sollte er oder sie auch noch gut aussehen. Dann lernen die Schüler mehr.

Den Schönen gehört die Welt: Attraktive Personen sind liebenswerter, erfolgreicher und verdienen mehr Geld. Das zeigen zumindest zahlreiche psychologische Studien. Offenbar lässt ein erfreulicher äußerer Eindruck Menschen ganz allgemein in einem besseren Licht erscheinen, das gilt bei Bewerbungsgesprächen genauso wie vor Gericht. Auch in Lehr- bzw. Lernsituationen hat die Optik etwas mitzureden. Hübsche Schülerinnen und Schüler sowie Studierende werden von Pädagogen häufig als intelligenter und auch als sozial begabter eingeschätzt.

Die Studie

„Effects of Instructor Attractiveness on Learning“, Journal of General Psychology, 13.7.2016

Laut den Forschern um Richard Westfall von University of Nevada liegt es nahe, dass Äußerlichkeiten umgekehrt auch die Lernenden beeindrucken können. Das wiederum könnte Auswirkungen auf den Lernerfolg haben, falls die Studierenden dadurch aufmerksamer oder motivierter sind.

Mehr gemerkt

Getestet haben die Wissenschaftler diese Vermutung bei einem Experiment mit mehr als hundert Studierenden. Sie waren im Durchschnitt 20 Jahre alt. Offiziell ging es um den Vergleich verschiedener Lehrmethoden.

Die Versuchsteilnehmer hörten einen 20-minütigen Einführungskurs in Physik, der entweder von einer Frau oder einem Mann gesprochen wurde. Dazu sahen die einen das Foto eines attraktiven bzw. weniger attraktiven Lehrers, die anderen ein Bild einer schönen oder nicht so schönen Lehrerin - vermeintliche Abbildungen der Vortragenden. Die Attraktivität war zuvor von anderen Probanden eingestuft worden.

Am Ende der Lektion mussten alle Probanden einen kleinen Test absolvieren: 25 Multiple-Choice-Fragen zu den vorgetragenen Inhalten. Tatsächlich schnitten jene Studierenden, die das Bild eines schöneren Vortragenden gesehen hatten, dabei besser ab; sie hatten im Durchschnitt 18 Fragen richtig, die anderen 16.

Aufmerksam und motiviert

Die Auswertung zusätzlich ausgefüllter Fragebögen ergab unter anderem, dass der Zusammenhang nichts mit dem Geschlecht des oder der Vortragenden bzw. der Studierenden zu tun hat. Laut den Forschern ein Indiz dafür, dass es nicht um sexuelle Anziehung geht. Aus den Antworten der Probanden ließ sich ableiten, dass sie bei einem attraktiven Gegenüber aufmerksamer und motivierter waren. Zudem hielten sie die schöneren Pädagogen für kompetenter.

Wie die Forscher in ihrer Arbeit betonen, handelt es sich natürlich um ein reines Laborexperiment, das mit einer realen Unterrichtssituation nur sehr wenig zu tun hat. Dort begegnet man echten, lebendigen Personen über einen längeren Zeitraum und bekommt alle möglichen Facetten ihrer Persönlichkeiten mit - das Äußere ist dort vielleicht nur ein kleiner Faktor unter vielen.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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