ESA diskutiert mit Bürgern

Über 2.000 Personen aus allen 22 ESA-Mitgliedsländern, darunter Österreich, werden in einer Bürgerdebatte am 10. September ihre Meinung, Wünsche und Sorgen zum Thema Raumfahrt äußern sowie Vorschläge einbringen, in Wien werden 80 bis 100 Personen teilnehmen.

„Wir wollen ein Gefühl bekommen, was die Bürger interessiert, das diskutieren und in die künftige Weltraumstrategie der europäischen Raumfahrt einbauen“, sagte der kürzlich zum ESA-Direktor für Erdbeobachtung bestellte österreichische Geophysiker Josef Aschbacher, der das ESA-Erdbeobachtungszentrums ESRIN in Frascati bei Rom leitet, im Gespräch mit der APA.

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Üblicherweise würden Entscheidungen in der Weltraumorganisation über den ESA-Ministerrat und die Mitgliedsländer getroffen. „Nun wollen wir zusätzlichen Input von den Bürgern bekommen, um zu verstehen, was die Menschen quer durch alle Nationalitäten, verschiedenen Alters und Ausbildungen vom Weltraum halten, was sie interessiert, was sie gut und was sie weniger gut finden“, so Aschbacher.

Relevant für Alltag

Schließlich gebe es viele Bereiche des alltäglichen Lebens, wo der Weltraum direkt oder indirekt einfließe - von der Wetterprognose bis zur Navigation, die beide etwa ohne Satelliten im Weltall nicht mehr vorstellbar wären. Aschbacher sieht es positiv, dass der Bedarf nach Weltraumtechnologie nicht sehr umstritten sei, „die Frage ist, wie man diese Investitionen am besten verwendet, um die Bürger unterstützen zu können und den Weltraum für alle nutzbar und relevant zu machen“. Die ESA hat immerhin ein Jahresbudget von mehr als fünf Mrd. Euro.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 9.9. um 13:55.

Die Frage, wie weit die ESA dabei bereit ist, auf die Meinung der Bürger zu hören, ob sie etwa einem breiten Wunsch nach Weltraumtourismus nachkommen würde, beantwortet Aschbacher mit Verweis auf die Rolle der Raumfahrtagentur: Die ESA sei nur einer von mehreren Partnern beim Thema Weltraum, fast immer sei auch die Industrie mit an Bord. „Wir sind dazu da, die Weltraumprogramme im großen Rahmen zu definieren, aber die Industrie implementiert diese dann“, so Aschbacher, der es deshalb für unwahrscheinlich hält, dass die ESA selbst in den Weltraumtourismus einsteigen wird. „Aber woran wir sicher Interesse haben ist, den Sektor so zu entwickeln, damit die Privatindustrie solche Möglichkeiten anbieten kann“, sagte der ESA-Direktor.

Kein Vorwissen notwendig

Die von ESA-Generaldirektor Jan Wörner initiierte Bürgerdebatte läuft in allen Ländern nach dem gleichen Muster ab, in Österreich wird sie vom sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut ICCR-Foundation im „Haus der Forschung“ in Wien organisiert. Besonderes Wissen müssen die Teilnehmer der Debatte nicht mitbringen, es gehe vielmehr um eine „frische Perspektive“, wie es seitens der ESA heißt. Ein Teil der Ergebnisse soll innerhalb weniger Tage veröffentlicht werden, die gesammelten Resultate dann in die ESA-Ministerkonferenz einfließen, die Anfang Dezember in der Schweiz stattfindet.

Aschbacher wünscht sich, dass möglichst viele Leute an der Debatte teilnehmen, aber dass über den Weltraum auch nach dem 10. September gesprochen wird. „Denn dieses faszinierende Thema kann einer Volkswirtschaft wie Österreich, aber auch einem Kontinent wie Europa helfen, weiterhin führend zu bleiben.“

science.ORF.at/APA

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