Naturschützer und Forscher wird 75

Der Elfenbeinturm der Universität war Bernd Lötsch immer zu eng. Früh engagierte sich der Biologe für Umweltschutz, drehte Filme und gründete betont unabhängige Institutionen. Am Dienstag wird er 75.

Lötsch, am 13. September 1941 in Wien geboren, studierte an der Universität Wien Biologie und Chemie und wurde 1970 promoviert. Von 1966 bis 1973 arbeitete er als Assistent am Institut für Pflanzenphysiologie der Uni Wien, 1973 habilitierte er sich an der Uni Salzburg.

Das Filmhandwerk wurde dem Biologen praktisch in die Wiege gelegt, Vater Bruno Lötsch war ein angesehener Kulturfilmer. Die vielfältigen Themen der wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Filme, die er ab 1970 drehte, zeugen von ebenso vielfältigen Interessen des Biologen: „Heilendes Fieber“ (über den österreichischen Nobelpreisträger Wagner-Jauregg), „Photosynthese“, „Einzeller“, „Filmportrait Konrad Lorenz“ oder „Mensch und Biosphäre - ist die Zukunft schon zu Ende?“.

Umweltschützer lange vor Hainburg

Eine jahrelange Zusammenarbeit verband Lötsch mit Nobelpreisträger Konrad Lorenz. Er war auch Berater des Verhaltensforschers in Umweltfragen. Lötsch engagierte sich bereits in einer Zeit für Umwelt- und Naturschutzanliegen, als rauchende Schlote noch etwas Erstrebenswertes waren und Umweltschützer als Spinner angesehen wurden. So zog der Biologe 1969, 24 Jahre vor dem endgültigen Verbot von verbleitem Benzin in Österreich, gegen das giftige Schwermetall im Treibstoff in den Kampf.

Links

Es folgten Aktionen gegen Pläne einer Brücke über den Neusiedler See. 1973/74 wandte sich Lötsch erstmals erfolgreich gegen ein Kraftwerksprojekt; die geplante Staustufe Dürnstein verschwand wieder in den Schubladen. In den 1970er Jahren setzte sich Lötsch, gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Peter Weish und mit Unterstützung von Konrad Lorenz, gegen die Atomenergie ein.

Ab 1980 ging es wieder gegen ein Wasserkraftwerk und die befürchtete Zerstörung der letzten naturbelassenen Donauauen in Österreich. Sein Engagement gipfelte 1984 in der Unterstützung und Mitorganisation der Besetzung der Donauauen bei „Hainburg“.

Bernd Lötsch (2.v.r.) im Gruppenfoto 2014 - 30 Jahre nach Hainburg mit Mitstreitern  Gerhard Heilingbrunner,  Freda Meissner-Blau und Othmar Karas

APA - Georg Hochmuth

Bernd Lötsch (2.v.r.) im Gruppenfoto 2014 - 30 Jahre nach Hainburg mit Mitstreitern: Umweltdachverband-Präsident Gerhard Heilingbrunner, Mitgründerin der österreichischen Grünen Freda Meissner-Blau und EU-Parlamentarier für die ÖVP Othmar Karas (mit den Original-Tierkostümen)

Lange Generaldirektor des „Naturhistorischen“

Von 1986 bis 1990 war Lötsch Präsident der Nationalparkplanung, welche die Augebiete östlich von Wien auf Dauer sichern sollte. Federführend war er auch am Aufbau der Ökologiekommission beteiligt, die der damalige Bundeskanzler Fred Sinowatz 1985 ins Leben rief, um „über ein Kraftwerk Hainburg nachdenken zu lassen“.

Während und nach seiner Berufung zum Generaldirektor des Naturhistorischen Museums 1994 war Lötsch bemüht, Stimmen Lügen zu strafen, die hinter der Berufung eine Maßnahme sahen, den Aktivisten „ruhig zu stellen“. So gründete er im Museum die „Abteilung für Ökologie“ und das Öko-Haus in Petronell. Und er löste sein bei der Amtseinführung gemachtes Versprechen ein, mehr Leben ins Haus zu bringen, etwa mit dem „Mikroskopie-Theater“ oder Aquarien und Vivarien mit lebenden Tieren.

In den Ruhestand ist Lötsch nach seinem Ausscheiden aus dem NHM nicht getreten. Er unterrichtet weiter und engagiert sich in verschiedenen Protestbewegungen, etwa gegen Kraftwerkspläne am Kamp, für den Erhalt der Altstadt von Baden oder wenn es darum geht, gegen die Aberkennung des Ehrendoktorats von Konrad Lorenz durch die Universität Salzburg aufzutreten.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: