Katzen - die größte Gefahr für Tiere

Bioinvasoren sind Arten, die sich in Gebieten ausbreiten, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren. Laut einer neuen Studie sind Katzen die schlimmsten Eindringlinge: Gemeinsam mit Hunden, Nagetieren und Schweinen sind sie weltweit für das Aussterben zahlreicher Tierarten verantwortlich.

Wann immer der Mensch neue Gebiete erschließt, besiedelt und bewirtschaftet, kommt er in der Regel nicht alleine. In seinem Schlepptau befinden sich Begleiter, z.B. Haustiere wie Hunde, Katzen und Schweine. Aber auch blinde Passagiere wie Ratten haben so ihren Weg über die Kontinente gefunden.

Die vor Ort ansässigen Tiere haben nicht gelernt, sich vor den Zuwanderern zu schützen. Völlig unbedarft werden sie zu leichten Opfern. Wenn die mitgebrachten Haustiere verwildern und sich mangels natürlicher Feinde ungehindert vermehren können, wird das für so manche Art zu einer existentiellen Bedrohung. So geschehen etwa in Australien.

Katzenparadies Australien

Dort leben heute Millionen wilde Katzen, Nachfahren von vermutlich im 18. Jahrhundert von europäischen Siedlern mitgebrachten Tieren. Gemeinsam mit Füchsen, die zu Jagdzwecken ebenfalls aus Europa eingeführt wurden, sollen sie für das Aussterben einiger heimischer Beuteltierarten verantwortlich sein.

Das senkt nicht nur die Artenvielfalt, sondern verändert auch die Natur - z.B. hat die grabende Lebensweise mancher ausgestorbenen Arten die Böden aufbereitet. Heute kämpft die australische Regierung mit drastischen Maßnahmen gegen die Katzenplage: Bis 2020 will man zwei Millionen Katzen getötet haben, mit Giftködern und Gewehren. Wie gut das funktioniert, wird sich erst weisen.

Die gefährlichsten Invasoren

Die Katzen sind kein exklusiv australisches Problem - wie Forscher um Tim S. Doherty von der australischen Deakin University in einer aktuellen Studie schreiben, zählen sie zu jenen eingewanderten Säugetieren, die die Artenvielfalt weltweit am meisten bedrohen.

Die Forscher haben erfasst, wie viele Vögel, Säugetiere und Reptilien durch Invasoren ausgerottet wurden oder von ihnen bedroht sind. 87 Vogelarten, 45 Säugetiere und zehn Reptilien gehen demnach tatsächlich auf das Konto von relativ wenigen Bioinvasoren. Das sind 58 Prozent aller ausgerotteten Tiere in diesen drei Gruppen. Weitere 596 Arten seien akut bedroht.

Die gefährlichsten Einwanderer sind den Forschern zufolge Katzen und Nagetiere, sie bedrohen 430 bzw. 420 Arten, gefolgt von Hunden (156 Arten) und Schweinen (140 Arten), aber auch Kaninchen, Füchse, Mangusten oder Hermeline gefährden zwischen 30 und 80 Arten.

Inseln besonders betroffen

Besonders dramatisch ist die Situation laut den Forschern auf Inseln. Hier sind die eingewanderten Säugetiere sogar in 87 Prozent der Fälle für das Verschwinden heimischer Vögel, Säugetiere und Reptilien verantwortlich, und in 81 Prozent für die aktuelle Bedrohung. Den Bewohnern der abgeschlossenen Lebensräume fehle einfach die geeignete Verteidigung. Das zeige etwa die hohe Aussterberate von Bodenvögeln auf Hawaii und in Neuseeland. Das Problem von Bioinvasoren auf Inseln sollte global oberste Priorität erhalten, schreiben die Forscher.

Es ist allerdings nicht ganz einfach, das Problem in den Griff zu bekommen, wie das Beispiel Australien zeigt. Immerhin versucht man dort schon seit Jahren, offensiv gegen diverse störende Einwanderer zu kämpfen, z.B. gegen Aga-Kröten. Noch immer ist man der vermehrungsfreudigen Amphibienart nicht Herr geworden. Laut den Studienautoren sollte man schädliche Invasoren auf mehreren Ebenen bekämpfen, z.B. durch Schutzzäune, natürliche Feinde und wenn es sein muss, auch durch Tötung.

Eva Obermüller, science.ORF.at

Mehr zum Thema