Studienplatzfinanzierung ab 2019?

Wissenschaftsminister Mitterlehner strebt den Start der Studienplatzfinanzierung ab 2019 an. Sie legt fest, wie viel Geld pro Studienplatz pro Fach zur Verfügung steht. Indirekt bedeutet das: Es gäbe eine begrenzte Zahl von Plätzen.

Entscheidendes Kriterium für die Finanzierung soll die Zahl der Abschlüsse bzw. die Qualität des Studiums und nicht die Zahl der Anfänger oder der Studierenden sein.

Diese Bemessung hatte zuletzt im Sommer schon der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Oliver Vitouch, ins Spiel gebracht. Davon halte er viel, so Mitterlehner: „Die Grundidee ist richtig.“ Genaue Werte wie etwa die Absolventenzahl plus einem Spielraum von 20 Prozent seien aber noch offen.

Damit verbunden wäre eine weitere Abkehr vom offenen Uni-Zugang, räumten Mitterlehner und sein Hochschul-Sektionschef Elmar Pichl ein. „Eine Studienplatzfinanzierung hat natürlich ein Preisgerüst und ein Mengengerüst“, so Pichl. „Der beliebte Teil ist das Preisgerüst, der schwierige das Mengengerüst“, meinte Mitterlehner.

Ursprünglich hätte die Studienplatzfinanzierung bereits starten sollen, sie wurde wegen budgetärer Probleme aber verschoben. In den damaligen Modellen waren Kosten von 485 Mio. Euro dafür vorgesehen. Diese Zahlen müssten nun aber evaluiert werden, so Mitterlehner.

Was wird aus der Mediziner-Quote?

Vollkommen offen sieht Mitterlehner die Entscheidung der EU-Kommission über das Moratorium bei den Medizin-Studienplätzen. Derzeit sind 75 Prozent der Anfänger-Studienplätze für Human-und Zahnmedizin für österreichische Maturanten reserviert, 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Nicht-EU-Bürger.

Diese Regelung war ursprünglich von der EU-Kommission wegen der Diskriminierung von EU-Bürgern bekämpft worden. Bis Ende 2016 wurde allerdings ein Moratorium gewährt: Bis dahin muss Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes nicht gesichert ist - etwa, weil Studenten aus Deutschland (sie stellen die große Mehrheit der Studenten aus EU-Ländern, Anm.) nach ihrem Abschluss Österreich wieder verlassen.

Im Gegensatz zu den Bundesländern mit Medizin-Unis erwartet Mitterlehner nicht, dass die Quotenregelung aufgehoben werden könnte. Österreich werde seinen Abschlussbericht erst Anfang Oktober übermitteln. Er hoffe auf eine Einstellung des Verfahrens oder die Vereinbarung eines ewigen Ruhens. Natürlich habe man aber auch einen Plan B im Kopf. Dafür könnten über eine Art Ausbildungsvereinbarung in Verbindung mit einem Stipendium Absolventen verpflichtet werden, einige Jahre in Österreich zu arbeiten.

Mehr Flüchtlinge

Für die Sicherung der Gesundheitsversorgung entscheidender sei aber ohnehin, den Beruf attraktiver zu machen. „Noch so viele Studierende oder Abschlüsse garantieren nicht, dass die Absolventen auch tatsächlich hierbleiben.“ Dafür habe man mit der Anhebung der Spitalsärztegehälter und der Schaffung des Klinisch-Praktischen Jahrs aber ohnehin bereits einiges getan.

Eine Lanze brach Mitterlehner für das MORE-Programm der Universitätenkonferenz, mit dem Flüchtlingen etwa der Besuch von Lehrveranstaltungen ermöglicht wird. Derzeit komme rund ein Fünftel der knapp 300.000 Studenten aus dem Ausland - das MORE-Programm nähmen dagegen lediglich 1.100 Flüchtlinge in Anspruch. „Das ist nach oben hin durchaus ausweitbar und mitnichten eine Gefahr, dass wir angesichts dieser Zahlen überfremdet werden.“

Kritik seitens ÖH

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) spricht sich gegen die mit weiteren Zugangsbeschränkungen verbundenen Pläne von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zur Studienplatzfinanzierung aus. Wenn es mehr Absolventen geben solle, sei eine Beschränkung des Zugangs kontraproduktiv, so Generalsekretärin Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender) in einer Aussendung.

Außerdem seien zu wenige Absolventen „nicht das primäre Problem“, meinte Goldinger. Teilweise fehlten gute Arbeitsbedingungen nach dem Studium, um Akademiker in Österreich halten zu können. Für eine höhere Absolventenzahl müssten außerdem Voraussetzungen geschaffen werden, die es Studenten erlauben, ihre Ausbildung auch abschließen zu können. Dazu zählten „eine dringend notwendige Erhöhung der Beihilfen und mehr finanzielle Förderungen durch Stipendien mit individueller Bezugsdauer, je nach durchschnittlicher Länge des Studiums“.

science.ORF.at/APA

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