Therapie in der Achterbahn

Wenn man Glück hat, werden Nierensteine - bevor sie Probleme machen - über den Urin ausgeschieden. Dieser natürliche Abgang lasse sich auf ungewöhnliche Weise beschleunigen, meinen US-Forscher: mit einer Fahrt auf der Achterbahn.

Überschüssige Substanzen wie z.B. Mineralien werden normalerweise beim Urinieren entsorgt. Sie können sich aber auch in Form kleiner Kristalle in den Nieren oder der Blase ablagern, die sich wiederum zu größeren Gebilden - sogenannten Nieren- oder Blasensteinen - verklumpen.

Das passiert etwa, wenn man zu wenig trinkt oder sich unausgewogen ernährt. Etwa vier von 100 Österreichern entwickeln die kleinen Steinchen, zu Beginn oft völlig unbemerkt. Beschwerden verursachen sie erst, wenn sie die Gänge der Niere oder die Harnleiter blockieren und so das Wasserlassen erschweren. Es droht eine Nierenkolik mit heftigen Schmerzen und Übelkeit.

Bewegung hilft

Die gute Nachricht: Eine Behandlung mit Stoßwellen oder ein chirurgischer Eingriff ist nur sehr selten nötig. Denn vier von fünf Steinen werden von allein wieder ausgeschieden. Und man kann mit sanften Methoden nachhelfen, etwa indem man viel trinkt und sich bewegt.

Und diese Bewegungen dürfen sogar recht heftig ausfallen, wie die Studie der Mediziner um David D. Wartinger von der Michigan State University nahelegt. Einige Patienten hatten ihm erzählt, dass sie nach der Fahrt mit dem Big Thunder Mountain Railroad, einer Achterbahn in Disneyland, Nierensteine verloren hatten, bei einem waren es sogar drei nach drei aufeinanderfolgenden Fahrten.

Niere im Vergnügungspark

Um die Wirksamkeit der Achterbahn zu überprüfen, fertigten sie mit Hilfe eines 3-D-Druckers ein Modell der Patientenniere an. Sie platzierten drei unterschiedlich große Nierensteine in die mit Flüssigkeit gefüllte Silikonniere. Dann packten sie diese in einen Rucksack und fuhren mit Erlaubnis der Walt Disney World in Orlando 20 Mal mit dem Big Thunder Mountain Railroad. Anschließend analysierten sie, welche Rolle die Größe der Steine spielte sowie die Positionen der Steine vor und nach dem Vergnügen.

Innenleben einer Silikonniere

G.L. Kohuth, Michigan State University

Das Innenleben der Silikonniere

Demnach können Patienten mit nicht allzu großen Nierensteinen tatsächlich von der Achterbahnfahrt profitieren. Laut Wartinger verhindert das leichte Rütteln vermutlich, dass sich die Steine vergrößern und durch die Bewegungen in alle Richtungen kann ein natürlicher Abgang erfolgen. Entscheidend dürfte aber der Platz sein, den man sich in dem Vergnügungsgerät aussucht. In den vorderen Reihen gehen laut den Analysen der Forscher nur etwas mehr als 16 Prozent der Steine ab, am Rücksitz hingegen fast 64 Prozent.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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