Ein Virus mit Spinnengenen

Forscher berichten von einem ungewöhnlichen „Gendiebstahl“: Im Erbgut eines Virus, das eigentlich nur Bakterien befällt, fanden sie tierische Gene. Diese sind bei Spinnen wie der Schwarzen Witwe für die Herstellung von Gift zuständig.

Die Studie

" Eukaryotic association module in phage WO genomes from Wolbachia", Nature Communications, 11.10.2016

Bakteriophagen sind Viren, die ausschließlich Bakterien angreifen. Das Virus WO zählt zu dieser Familie, er befällt das Bakterium Wolbachia. Tiere, Pflanzen und Pilze gehören nicht zu seinen Opfern. Bei der Sequenzierung des Erbguts der Phage fanden Sarah Bordenstein und Seth Bordenstein von der Vanderbilt University dennoch tierische Abschnitte.

Zellwände durchdringen

Ein Gentransfer zwischen Wirt und Gast ist nichts Ungewöhnliches. Dass ein Virus auch Gene eines anderen Organismus trägt, aber sehr wohl. Die entdeckten Gene sind bei Spinnen der Gattung Echte Witwen für die Produktion von Alpha-Latrotoxin, einem starken Nervengift, zuständig.

Schwarze Witwe (Spinne)

Reuters/STR New

Schwarze Witwe

Dieses Gift kann tierische Zellwände durchdringen. Genau dieser Aspekt könnten laut den Forschern die Gene für das Virus nützlich machen: Wolbachia infiziert eigentlich Insekten und Spinnentiere. Die Giftgene könnten dem Virus helfen, in die tierischen Zellen einzudringen, um zu ihrem eigentlichen Opfer, dem Bakterium, zu gelangen. WO ist also gleichzeitig gegen seinen Wirt und gegen den Wirt des Wirts gerüstet.

Wie das Virus zu den nützlichen Fremdgenen kam - ob direkt von den Spinnentieren, indirekt über das Bakterium oder über andere Organismen -, ist laut Forschern unklar.

science.ORF.at

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