Frauen trinken schon gleich viel wie Männer

Historisch waren Männer dem Alkohol viel stärker verfallen, doch junge Frauen haben nun nahezu aufgeholt: Das zeigt eine neue Studie, die den Alkoholkonsum seit Beginn des 20. Jahrhunderts untersucht hat.

Beinahe den Gleichstand erzielt hat die Generation jener Frauen, die nach 1991 geboren wurden, schreibt ein Forscherteam um Tim Slade von der australischen University of New South Wales in der Studie. „Junge Frauen sollten deshalb jetzt das Ziel besonderer Anstrengungen sein, den Alkoholkonsum und seine schädlichen Folgen zu verringern.“

Seit 1991 nahezu Gleichstand

Trinkhäufigkeit historisch zu untersuchen ist alles andere als einfach. Die Autoren machten sich aber alle Mühe: Sie wählten nach bestimmten Kriterien 68 Studien aus, die Alkoholkonsum über lange Zeiträume untersuchten. Diese sind in den vergangenen 35 Jahren erschienen, decken einen Zeitraum von über 100 Jahren ab und beinhalten Daten von mehr als vier Millionen Menschen weltweit. Rund zwei Drittel der Einzelstudien stammen aus Nordamerika und Europa – jenen Ländern, in denen am meisten Alkohol getrunken wird.

Die Forscher bildeten daraus Fünf- bzw. Zehnjahresperioden und verglichen die Resultate miteinander. Bis in die 1930er Jahre tranken Männer mehr als doppelt so häufig wie Frauen, bei den heute 15- bis 25-Jährigen herrscht nahezu Gleichstand. Die gleiche Tendenz zeigte sich auch beim Vergleich von starkem Alkoholkonsum und von Folgeschäden. Im Schnitt näherte sich der Konsum der Frauen jenem der Männer in jedem Fünfjahreszeitraum um drei Prozent an – am stärksten nach 1966.

Die angewandte Auswertungsmethode lasse keinen sicheren Schluss zu, ob Frauen nun öfter trinken oder Männer begonnen haben, weniger zu trinken, betonten die Forscher. Die meisten der einzelnen Studien gingen aber von Ersterem aus. Dass Frauen immer häufiger trinken, zeige sich speziell seit den 80er Jahren. Schluss der Forscher: „Alkoholkonsum und –folgeschäden wurden historisch als männliches Phänomen betrachtet. Unsere Studie bezweifelt das.“

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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