Extremwetter: Prognose bis zu vier Wochen

Meteorologen wollen extreme Wetterereignisse wie eine Sturmfront bis zu zehn Tage vorhersagen, Hitzewellen sogar bis zu vier Wochen. Dieses Ziel hat sich das Europäische Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF) bis 2025 gesteckt.

Das ECMWF ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, die von 34 Staaten, darunter Österreich, getragen wird. Die Vorhersagen des Zentrums, das seit Anfang des Jahres von Florence Rabier geleitet wird, bilden das Kernstück der meisten Wetterprognosen in Europa.

„Derzeit können wir relevante Informationen bis zu sieben Tage im Voraus liefern“, sagt Rabier anlässlich ihres Besuchs an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte in Wien. Diese Grenze der Vorhersagbarkeit von extremen Wetterereignissen mit gravierenden Folgen soll auf rund zehn Tage ausgedehnt werden, von Wetterphänomenen wie Hitzewellen von derzeit zwei auf drei bis vier Wochen. Den nationalen Wetter- und Notdiensten soll damit ermöglicht werden, Leben und Besitz der Menschen besser zu schützen.

Grenzen der Vorhersagbarkeit

Dazu setzen die Meteorologen nicht nur auf neue Satelliten - rund 95 Prozent der vom ECMWF verwendeten Daten kommen von Wettersatelliten, sondern auch auf „ein gutes Modell der Atmosphäre, und das in einer guten Auflösung“. Dazu soll die Gitterweite des Vorhersagesystems von derzeit 18 auf fünf Kilometer verkleinert werden. Zudem werde ein ganzes Ensemble an Vorhersagen benötigt: „Derzeit haben wir zwei Mal am Tag 52 verschiedene Vorhersagen, und das gibt uns eine größere Zahl an Wahrscheinlichkeiten, wie sich das Wetter entwickeln wird.“

Florence Rabier

APA/ZAMG/ANDREAS BAUMGARTNER

Florence Rabier

Eines der Ziele sei auch, die Topografie besser zu berücksichtigen, weil dies für das lokale Wetter von Bedeutung sei. Hier würden dann die nationalen Wetterdienste ins Spiel kommen, „die die Vorhersagen bis in die einzelnen Täler hinein verfeinern“.

Ob es Grenzen der Vorhersagbarkeit des Wetters gebe, „wissen wir nicht“, sagte Rabier. „Je weiter wir in die Zukunft schauen, desto größere Systeme können wir vorhersagen, vielleicht sogar bis zu einem Jahr“, so die ECMWF-Leiterin. Ungewöhnliche Wetterphänomene wie El Nino könnten etwa bis zu einem Jahr im Voraus prognostiziert werden. Es sei aber unrealistisch, die exakte Temperatur in Wien in sechs Monaten vorherzusagen.

Mögliche Frühwarnung

Weil der Alpenraum von der Klimaänderung doppelt so stark betroffen ist wie das globale Mittel, sei man an möglichst guten Modellen interessiert, um rechtzeitig warnen zu können, erklärt ZAMG-Chef Michael Staudinger gegenüber der APA. Denn nicht nur die Erwärmung liege deutlich über dem Mittel der globalen Erwärmung, es komme auch zu Veränderungen des Wasserhaushalts und der Niederschlagsverteilung mit häufigeren Extremereignissen.

Mit früheren Prognosen von extremen Wetterereignissen könne auch früher gewarnt werden, etwa vor der bisher zu wenig beachteten Gefahr von Hitzewellen in Europa. „Diese werden in Zukunft wesentlich häufiger kommen. Bisher hat man aber übersehen, wie empfindlich die Bevölkerung und die Infrastruktur dafür sind“, sagt Staudinger.

Weiße Weihnachten ungewiss

Auch ein neuer Rechner für die ZAMG, für den im Bundesbudget des kommenden Jahres 2,2 Millionen Euro vorgesehen sind, steht im Zusammenhang mit den Zielen des ECMWF, so Staudinger. Das europäische Modell liefere einen globalen Rahmen, in den die ZAMG das mitteleuropäische Modell mit einer Gitterweite von weniger als zwei Kilometer einsetze. „Und hier kann man dann auch kleinräumige Phänomene sehen“, so Staudinger.

Bleibt angesichts der ambitionierten Ziele noch eine Frage an Rabier: Wird es heuer weiße Weihnachten geben? „Ich weiß es nicht, wir machen Jahreszeiten-Prognosen bis zu sieben Monate vorher, aber die Qualität ist nicht sehr gut. Speziell in Europa das Wetter mehr als ein paar Wochen im Voraus prognostizieren zu wollen, ist sehr herausfordernd.“

science.ORF.at/APA

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