Bildung: System mit Schwächen

Österreich steht laut EU-Kommission im Bildungsbereich relativ gut da: Der Anteil an Schulabbrechern ist gering und das Berufsbildungssystem eines der besten. Der aktuelle Bericht sieht aber auch Schwächen, z.B. hängt der Bildungserfolg zu stark von der Herkunft ab.

„Wer reich ist, wessen Eltern gute Bildung haben, hat bessere Chancen, selber Bildungserfolg zu haben“, kritisierte Michael Teutsch von der Generaldirektion Bildung und Kultur der EU-Kommission bei der Präsentation des „Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung 2016“. Das sei zwar auch in anderen europäischen Ländern der Fall, der Einfluss sei in Österreich aber bekannterweise relativ hoch.

Weitere aktuelle Herausforderungen im Bildungsbereich sind laut Teutsch die Integration von Flüchtlingen und der Bereich Naturwissenschaften, Informatik und Technik (MINT). Teutsch räumte ein, dass Österreich derzeit vor einer etwas anderen Herausforderungen stehe als während der Balkankriege, da ein guter Teil der aktuellen Flüchtlinge nur einen geringen Bildungsstand habe. Das Gute sei aber: „Wir wissen relativ genau, was man machen kann.“ Und: Alle bisherigen Untersuchungen attestieren den Flüchtlingen eine hohe Bildungsmotivation.

„Niedrige“ Abschlüsse

Ein Hebel zur Flüchtlingsintegration sei die Aus- und Fortbildung von Lehrern für den Umgang mit interkulturellen Klassen. Österreich könne außerdem von anderen Ländern wie Deutschland, Finnland oder Schweden bei frühkindlicher Erziehung, Sprachenlernen oder der Unterstützung Jugendlicher auch nach Ende der Pflichtschulzeit lernen.

Im MINT-Bereich hat Österreich aus Sicht der EU-Kommission gleichzeitig seine Stärken und Schwächen: Viele andere EU-Mitgliedsstaaten würden derzeit an einem Modell wie der heimischen Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) arbeiten, die eine technische Ausbildung mit der Möglichkeit zum sofortigen Berufseinstieg bietet, aber auch den Weg an die Hochschulen offen lässt.

Manko im MINT-Bereich sei aber, dass viele Absolventen „nur“ einen HTL- oder Bachelorabschluss machen, höhere Abschlüsse wie Master oder Doktorat seien verhältnismäßig selten. Die Dominanz niedriger Abschlüsse in diesem Bereich könnte allerdings „negativen Einfluss auf Forschung und Innovation haben“ und Österreich daran hindern, wie angestrebt zu den innovativsten Nationen aufzuschließen, heißt es im Österreich-Bericht der EU-Kommission.

Nur Mittelmaß

Ein weiterer Knackpunkt ist für die EU-Kommission die Hochschulfinanzierung. Im Entwicklungsplan für die Hochschulen habe sich Österreich zwar eine Verbesserung der Lehre zum Ziel gesetzt. „Aber die Bedarfsplanung und die Finanzierung stimmen nicht genau überein“, so Teutsch. Im Bericht werden als Fehlbetrag 500 Mio. Euro angeführt - das ist jene Summe, die die Universitätenkonferenz (uniko) für die kommende Leistungsvereinbarungsperiode (2019-2021) pro Jahr zusätzlich einfordert.

Insgesamt sollte sich Österreich als eines der reichsten und am weitesten entwickelten Länder der EU mit den Besten vergleichen, fordert Teutsch. Bei den Bildungsergebnissen sei man allerdings nur Mittelmaß. „Wenn es 20 Prozent mit sehr schwachen Ergebnissen gibt sowohl bei PISA als auch bei nationalen Bildungsstudien, dann ist das für ein hochentwickeltes Land wie Österreich, wenn man Top werden will, ein Problem.“ Als Vorbilder nannte er Ländern wie Finnland und Estland: Dort gelinge es, nicht nur gute Ergebnisse bei PISA zu liefern, der Erfolg der Schüler sei auch wesentlich weniger abhängig vom familiären Hintergrund.

science.ORF.at/APA

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