Rasenmähen führt überall zu gleichen Arten

Intensive Landwirtschaft verringert die Artenvielfalt: Das ist bekannt. Wie eine neue Studie zeigt, werden dadurch aber auch Grasflächen immer ähnlicher, die weit auseinanderliegen. Besonders einflussreich: Wiesenmähen.

„Wenn man häufig mäht, bekommt man überall die gleichen Arten“, fasst es Studienleiter Martin Gossner von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) gegenüber science.ORF.at zusammen. Der Fachausdruck dafür lautet: biotische Homogenisierung.

Es reicht schon moderate Landnutzung

Diese haben die Forscher – darunter auch Stephanie Socher von der Universität Salzburg und Swen Renner von der Universität für Bodenkultur Wien – auf 150 Grasländern in drei Modellregionen Deutschlands untersucht. Sie maßen dabei nicht nur das lokale Vorkommen von rund 4.000 ober- und unterirdischen Arten, sondern verglichen darüber hinaus die Zusammensetzung der Artengemeinschaften zwischen den Graslandschaften.

Ergebnis: Schon bei moderater Landnutzung – also zweimaligem Mähen pro Jahr oder einer Beweidung mit einer größeren Anzahl von Tieren – geht ein Großteil der Artenvielfalt verloren. „Hier haben wir den größten Effekt gemessen“, sagt Martin Gossner.

Betroffen sind Pflanzen, Pilze, Bakterien, Würmer, Käfer, Fledermäuse und Vögel gleichermaßen. Intensive Landwirtschaft – mit bis zu fünfmaligem Mähen pro Jahr, Düngung des Bodens etc. - verstärkt den Effekt nur noch wenig, sagt der Ökologe.

Eine blühende Almwiese

APA - Barbara Gindl

Eine blühende Almwiese in den Alpen

Gar keine Landwirtschaft ist auch nicht gut

Aus Sicht der Artenvielfalt ideal wäre eine extensive Nutzung der Wiesen- und Weideflächen: mit nur einer Mahd pro Jahr oder nur wenigen Weidetieren. „Für die Biodiversität ist es deshalb so wichtig, die extensiv genutzten Grasländer, wie es sie v.a. in Naturschutzgebieten gibt, zu erhalten“, so Gossner.

Entscheidend für die Höhe der Verluste an Artenvielfalt war, wie oft gemäht wurde. Der Einfluss von Düngung und Weidetieren war geringer. Interessantes Detail: Bei den unterirdischen Arten erhöhte eine starke Landnutzung sogar die Vielfalt – allerdings nur lokal. Über alle 150 Graslandschaften hinweg nahm sie hingegen ab. Mit anderen Worten: Unterhalb einer Wiese kreuchten und fleuchten nun mehr – besonders robuste – Arten, insgesamt wurden sie aber einheitlicher und damit weniger.

Übrigens: Gar keine Landwirtschaft würde der Artenvielfalt auch nicht guttun. Denn bei den Grasländern Mitteleuropas handelt es sich zum allergrößten Teil um von Menschen gemachte Kulturlandschaften. Würde man diese sich selbst überlassen, würden sie „verbuschen“ – Sträucher und Bäume würden sich ausbreiten, und das würde die Artenvielfalt verringern. Martin Gossner: „Die Artenvielfalt der Grasländer kann man nur erhalten, indem man sie nutzt.“

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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