Was der Präsident mit Wissenschaft zu tun hat

Seit Sonntag ist bekannt, dass Alexander van der Bellen zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Ein Thema, dem er sich neben vielen anderen in den nächsten Jahren widmen wird, ist die Wissenschaft - vor und hinter verschlossenen Türen.

Die offiziellen Aufgaben des Bundespräsidenten in der Wissenschaft sind überschaubar: Er ist Schirmherr der Akademie der Wissenschaften und verleiht an den Universitäten Ehrenringe der Republik an ausgezeichnete Studierende, 15 bis 20 Personen im Jahr. Außerdem verleiht er das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und zeichnet den Sieger eines Geschichtswettbewerbs für Schüler aus.

„Das ist die Pflicht. Und je nach Persönlichkeit des Bundespräsidenten kommt dann noch die Kür dazu“, sagt Meinhard Rauchensteiner, seit neun Jahren Berater für Wissenschaft, Kunst und Kultur in der Präsidentschaftskanzlei.

Vermitteln hinter verschlossenen Türen

Die Kür, das sind die informellen Aufgaben, etwa wenn die Satzung der Akademie der Wissenschaften geändert wird: „Dann kann es sein, dass vom Präsidium der Akademie der Wissenschaften wie auch von der jungen Akademie - vormals junge Kurie - bis hin zum Betriebsrat der Bundespräsident als Gesprächspartner herangezogen wird.“

Ö1 Sendungshinweis:

Über dieses Thema berichtet auch „Wissen Aktuell“ am 6.12.2016 um 13.55 Uhr.

In der Präsidentschaft von Heinz Fischer war die - unter Spardruck durchgeführte - Reform der Akademie immer wieder Thema. Fischer habe sich immer für die Stärkung der jungen Akademie eingesetzt, so Rauchensteiner. Auch in Konflikten zwischen Wissenschaft und Politik kann der Bundespräsident hinter verschlossenen Türen vermitteln.

Wissenschaftsdelegationen auf Reisen

Wichtig sind auch die Reisen des Bundespräsidenten, bei denen Heinz Fischer immer wieder Wissenschaftsdelegationen mitgenommen hat. „Wir waren beispielsweise vor eineinhalb Jahren zu einem offiziellen Besuch im Iran. Es gab es einen Wissenschaftstag unter Leitung der jeweiligen Wissenschaftsminister, bei diesem Anlass wurden 20 Kooperationsabkommen unterzeichnet.“

Heinz Fischer, selbst Universitätsprofessor und ehemaliger Wissenschaftsminister, war die Wissenschaft sehr wichtig, so Meinhard Rauchensteiner, der Fischer seine ganze Präsidentschaft hindurch als Berater begleitet hat. „Wenn der Bundespräsident sich um die Wissenschaft kümmert, ist das auch ein Signal, dass die für den Staat eine wichtige Rolle spielt.“

Alexander van der Bellen ist habilitierter Wirtschaftswissenschafter, er hat an den Universitäten Innsbruck und Wien gelehrt und war bis zu seinem Wechsel in die Politik im Jahr 1999 ordentlicher Universitätsprofessor für Volkswirtschaft. Die Wissenschaft wird in der Hofburg wohl weiter auf offene Ohren stoßen.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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