Mit Magneten gegen Blutvergiftung

Bakterien könnten bei einer Blutvergiftung mithilfe von Eisenpartikeln und Magneten aus dem Blut gezogen werden, so die Idee von Schweizer Forschern. Erste Laborversuche lieferten vielversprechende Ergebnisse.

Antibiotika-resistente Bakterien werden zunehmend zum Problem, auch bei den Erregern, die Blutvergiftung auslösen. Ein Grund dafür ist, dass Mediziner beim Verdacht auf eine Blutvergiftung schnell handeln müssen und Antibiotika einsetzen, bevor geklärt ist, um welchen Erreger es sich handelt. Wissenschaftler um Inge Herrmann der Forschungsanstalt Empa in St. Gallen verfolgen daher mit Kollegen eine alternative Idee, um bakterielle Sepsis ohne Antibiotika zu behandeln: mittels einer magnetischen Blutreinigung.

Das Konzept beruht auf speziellen Eisenpartikeln, welche die gefährlichen Bakterien an sich binden und sich mit diesen per Magnet aus dem Blut ziehen lassen. Die Eisenpartikel sind dafür mit speziellen Antikörpern beschichtet, welche die Bakterien erkennen und binden. Allerdings musste dafür bisher zuerst klar sein, welches Bakterium die Blutvergiftung auslöste, um den richtigen Antikörper zu wählen.

„Diese Blutanalyse ist zeitintensiv, und bei einer Blutvergiftung spielt Zeit eine überlebenswichtige Rolle“, erklärte Herrmann. Dies sei mitunter ein Grund, warum solch eine magnetische Dialyse bisher kaum zum Einsatz komme.

Behandlung für Anfangsstadium

Ein Forscherteam der „Harvard Medical School“ um Gerald Pier hat nun aber einen universellen Antikörper entwickelt, der alle Bakterienarten bindet, die eine Blutvergiftung auslösen können. Mit diesem neuen Antikörper haben die Empa-Forscher nun die magnetische Dialyse erfolgreich im Labor getestet.

Vor einem Einsatz beim Patienten muss die Methode jedoch noch viele Tests absolvieren. Nicht zuletzt, um sicherzustellen, dass die Eisenpartikel im menschlichen Körper keinen Schaden anrichten. Damit möglichst keine der winzigen Partikel im Blut zurückbleiben, hat Herrmanns Team sie bereits zu größeren Konstrukten zusammengesetzt, die besser auf Magneten ansprechen. Außerdem berechneten die Forscher, dass die Eisenpartikel in fünf Tagen komplett abgebaut werden.

Ein Nachteil bleibt, dass sich diese Methode nur am Anfangsstadium einer Sepsis einsetzen lässt, bevor die Schäden vom Blut auf Organe und Körperfunktionen übergegangen sind. Außerdem bleibt zu klären, wie gut dieser Ansatz bei instabilen oder vorerkrankten Patienten funktionieren würde.

Die Hoffnung der Empa-Forschenden wäre dennoch, dass ein Patient dereinst bei Verdacht auf eine Blutvergiftung bereits eine magnetische Blutreinigung durchlaufen kann, während genauere Blutanalysen durchgeführt werden. Mit den Testergebnissen und je nach Effizienz der magnetischen Dialyse können Mediziner dann entscheiden, ob sie noch ein gezielt für den Erreger gewähltes Antibiotikum einsetzen.

science.ORF.at/APA/sda

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