FWF bekommt deutlich mehr Geld

Was der Wissenschaftsfonds FWF lange gefordert hat, soll nun Wirklichkeit werden: Der wichtigste Förderer von Grundlagenforschung in Österreich bekommt deutlich mehr Geld. Damit sollen u. a. 100 neue „Zukunftsprofessoren“ finanziert werden.

Dies gaben am Montag der seit September amtierende neue FWF-Präsident Klement Tockner und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt. Dank der von der Bundesregierung beschlossenen „Forschungsmilliarde“ soll das FWF-Jahresbudget von derzeit 184 Millionen Euro sukzessive auf 290 Millionen Euro im Jahr 2021 ansteigen.

„Damit steigt für den FWF bis 2021 das jährliche Budget um 50 Prozent“, erklärte Mitterlehner. Bis zu 1.400 Forscher könnten damit zusätzlich pro Jahr gefördert werden und die Genehmigungsquote steige von derzeit 20 auf 30 Prozent. „Wir sind damit in Relation auf dem Niveau von Deutschland und damit im Spitzenfeld“, sagte der Minister bei der Pressekonferenz.

“Ein mutiges Signal“

Tockner bezeichnete die „Aufbruchsmilliarde“ für die Forschung als „ganz mutiges und ausgesprochen wichtiges Signal“, man habe damit „ein ganz dickes Brett gebohrt“. Als Vision des neuen FWF-Strategiepapiers bezeichnete Tockner, „Österreich als eine der attraktivsten und innovativsten Forschungsnationen zu entwickeln“.

Dazu will er nicht nur Synergien zwischen den Förder- und Forschungsorganisationen nutzen, etwa durch die von ihm initiierte „Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen“. Er strebt auch eine „Öffnung der Wissenschaft“ an, dazu solle der Dialog mit der Gesellschaft und der Wirtschaft gestärkt werden.

Ö1 Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 12.12., 12:00 Uhr.

Zudem will er die zentrale Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft stärken: „Es braucht den Wissenschaftler als unabhängige Stimme im gesamten Entscheidungsprozess“, so Tockner, der diese „Unabhängigkeit der Wissenschaft mit der gesellschaftlichen Verantwortung des Wissenschaftlers verbinden will“.

100 neue Tenure Tracks

An konkreten Maßnahmen sind etwa 100 „Zukunftsprofessuren“ geplant. Ohne thematische Vorgabe sollen Unis und Forschungseinrichtungen im Wettbewerb die besten Leute anziehen. In vier Tranchen - Tockner hofft auf eine erste Ausschreibung Ende 2017 - sollen jährlich 25 solcher Professuren ausgeschrieben und den Nachwuchswissenschaftlern langfristige Karriereperspektiven („Tenure Track“) in Aussicht gestellt werden.

Die Vorschläge sollen von den Unis kommen, die Auswahl trifft der FWF. Der Fonds finanziert diese Professuren für fünf Jahre, Tockner rechnet mit rund 300.000 Euro pro Jahr, die langfristige Sicherung müssten die Unis über ihre Leistungsvereinbarung sicherstellen.

In einem „1.000-Ideen-Programm“ sollen weiters risikoreiche Forschungsthemen gefördert werden, die in herkömmlichen Verfahren wenig Chancen auf Bewilligung haben. Tockner will auch Teile der Gesellschaft in die Identifizierung und Auswahl von Programmen einbinden: „Wir wollen auch experimentell vorgehen, wie wir in Zukunft Forschung fördern.“

Zudem sollen mehr Wissenschaftler ermuntert werden, Anträge beim FWF zu stellen. Derzeit würden das nur 20 Prozent der österreichischen Forscher tun. Weiters werden Synergien durch Partnerschaften mit anderen Fördereinrichtungen und Bundesländern angestrebt.

Stiftung soll privates Geld anziehen

Mit der Einrichtung einer FWF-Stiftung sollen mehr private Investoren für die Grundlagenforschung gewonnen werden. Extra Mittel sind dafür nicht vorgesehen. Derzeit werden FWF-Forschungsprojekte in Höhe von 1,6 Millionen Euro durch Stiftungsmittel finanziert, Tockner hofft, dass dieser Betrag in zehn Jahren auf zehn Millionen Euro steigt.

Mit den in Aussicht gestellten höheren Mittel will der FWF auch wieder einen Teil der Overhead-Kosten abdecken, die den Universitäten und Forschungsstätten durch ein FWF-gefördertes Projekt entstehen. Diese Abgeltungen wurden in den vergangenen Jahren zurückgefahren, Tockner will nun vorerst wieder zehn Prozent Overhead-Kosten bezahlen, als Ziel nannte er 25 Prozent.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: