Mehr Herzinfarkte zu Weihnachten

Die fröhliche Weihnachtszeit ist aus medizinischer Sicht eine Zeit der Not: In der letzten Woche des Jahres gibt es besonders viele Todesfälle durch Herzprobleme. Die Ursachen sind unklar.

Dass zwischen Weihnachten und Silvester überdurchschnittlich viele Menschen sterben, wissen Mediziner bereits durch amerikanische Statistiken. Naheliegende Erklärung: Die niedrigen Temperaturen und die Virenbelastung, vor allem Influenza, könnten für den Anstieg der Todesfälle verantwortlich sein. Falls das so ist, sollte es auf der Südhalbkugel, wo zur Weihnachtszeit sommerliche Temperaturen vorherrschen, anders aussehen.

Die Studie

„Revisiting the ‚Christmas Holiday Effect‘ in the Southern Hemisphere“, Journal oft he American Heart Association, 22.12.2016.

Doch das ist nicht der Fall, wie Mediziner um Josh Knight von der Universität Melbourne herausgefunden haben. Die Forscher hatten für ihre Studie Statistiken der Jahre 1988 bis 2013 zu Todesfällen in Neuseeland ausgewertet. Diese zeigen: Auch in Neuseeland kam es in der Woche nach Weihnachten zu einer Häufung von tödlichen Herzinfarkten - die Zunahme im Vergleich zum Jahresschnitt betrug 4,2 Prozent.

Mangelnde Versorgung in Notfällen

Wie die Forscher im „Journal oft he American Heart Association“ schreiben, kämen für diesen Befund verschiedene Erklärungen in Frage. Die Häufung könnte mit übermäßigem Alkoholkonsum oder üppigen Weihnachtsmenüs zu tun haben, ebenso könnte sich der emotionale Stress zu den Feiertagen schlecht aufs Herz ausgewirkt haben.

Knight und seine Kollegen bevorzugen allerdings zwei andere Hypothesen. Erstens: „Der Weihnachtsurlaub ist in Neuseeland traditionellerweise eine Zeit, in der die Menschen verreisen. Es könnte sein, dass Menschen entweder zu spät medizinische Hilfe in Anspruch nehmen oder sie nicht erhalten, weil sie zu weit vom nächsten Krankenhaus entfernt sind“, sagt Knight.

Denkbar wäre laut dem australischen Mediziner auch, dass sich todkranke Menschen durch Willenskraft bis zu den Feiertagen am Leben erhalten - und danach erst ihren Körper für den Abschied von dieser Welt freigeben. Die Studienlage zu dieser Hypothese ist unklar. Manche Untersuchungen bestätigen, dass es so einen Effekt gibt, andere finden keinen derartigen Hinweis. Knight hält das jedenfalls für eine plausible These.

science.ORF.at

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