Städte verschlingen immer mehr Ackerland

Im Jahr 2030 werden weltweit fünf Milliarden Menschen in Städten leben, doppelt so viele wie zu Beginn des Millenniums. Dadurch wachsen die urbanen Zentren auf die dreifache Fläche - und verschlingen umliegendes Ackerland.

Weltweit werden bis dahin etwa 300.000 Quadratkilometer an landwirtschaftlichen Gebieten verloren gehen, berichten Forscher in einer aktuellen Studie. Das entspricht der dreieinhalbfachen Fläche Österreichs.

Fruchtbare Gebiete betroffen

Dieser Trend sei insofern doppelt problematisch, als das Ackerland nahe den großen Siedlungsgebieten meist besonders fruchtbar ist, sagt Studien-Coautor Karl-Heinz Erb vom Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt. „Die Leute haben sich vor Hunderten bis Tausenden Jahren eben dort niedergelassen, wo die Böden, die Wasserversorgung und andere Faktoren für die Landwirtschaft gut waren.“

Die von der Verstädterung unmittelbar gefährdeten Regionen sind den Forschern zufolge mehr als doppelt so produktiv wie durchschnittliches Ackerland. Sie trugen im Jahr 2000 etwa vier Prozente zur globalen Ernte bei.

„Ein paar Prozente sind auf der globalen Skala wenig, und der Verlust kann im reichen Ländern durch Ertragssteigerungen und vermehrte Importe von Biomasse wohl ausgeglichen werden“, meint Erb. Zum Beispiel in Österreich werden sich deshalb keine Probleme mit der Ernährungssicherheit auftun. „Die Siedlungstätigkeit der Wiener frisst natürlich ebenfalls Ackerland, doch im Großen und Ganzen geht man hierorts doch sehr umsichtig mit den Flächen um“, sagte er.

Hauptverluste in Asien und Afrika

Am meisten Ackerfläche wird in Ballungsgebieten in Asien und Afrika verloren gehen, wo oft mehrere Großstädte zu einem „megaurbanen Raum“ zusammenwachsen, so die Forscher. Dort sei möglicherweise in Zukunft die Versorgung der Menschen gefährdet.

In jenen ärmeren Regionen wären auch die Möglichkeiten beschränkt, die Landwirtschaft zu intensivieren oder Lebensmittel zuzukaufen. „Globale Ernährungssicherheit bedeutet nicht, dass der Durchschnitt genug zum Essen hat, sondern alle guten Zugang zu Nahrung besitzen“, so Erb.

Besonders schlimm könnte es ein Land vor den Toren Europas treffen, nämlich Ägypten. Durch die Urbanisierung wird dort bis 2030 wohl ein Drittel des Ackerlandes verschwinden. Zusätzlich wird die Region des Nildeltas um die Millionenstadt Kairo voraussichtlich stark am Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel leiden. In diesem fruchtbaren Gebiet produzieren die Ägypter derzeit den Großteil ihrer Lebensmittel.

science.ORF.at/APA

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