Ungleichheitsforscher Atkinson ist tot

Der britische Ökonom Sir Tony Atkinson ist tot. Sein Forscherleben lang hat er sich mit sozialer Gerechtigkeit und Armut beschäftigt. Das von ihm entwickelte Atkinson-Maß gibt an, wie ungleich die Einkommen in einer Gesellschaft verteilt sind.

Der Wirtschaftswissenschaftler Branko Milanovic bezeichnete Atkinson in einer ersten Reaktion als „einen der Allergrößten aller Zeiten“, „Wirtschaftsnobelpreisträger” Paul Krugman als “Pionier der Ungleichheitsforschung“ und „eine wunderbare Person”, sein Tod sei „ein tragischer Verlust“.

Im Jahr 2000 geadelt

Anthony Barnes Atkinson wurde am 4. September 1944 geboren, studierte an der Universität Cambridge und arbeitete später als Wirtschaftsprofessor u. a. am University College, an der London School of Economics und am Nuffield College in Oxford. 2000 wurde er geadelt.

Schwerpunkte seiner Forschung waren Einkommensverteilung, Armut und Wohlfahrtsstaat. Bis zuletzt hat er sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Einkommen und Vermögen auf lange Sicht in verschiedenen Ländern und Erdteilen entwickelt haben.

15 Maßnahmen gegen die Ungleichheit

Atkinson hat die Theorie der optimalen Besteuerung mitbegründet und gemeinsam mit dem Ökonomen und „Nobelpreisträger“ Joseph Stiglitz das Atkinson-Stiglitz-Theorem entwickelt.

Das Problem, so Atkinson in seinem letzten, 2015 erschienenen Buch „Ungleichheit - Was wir dagegen tun können“, sei nicht nur, dass „die Reichen immer reicher werden“. Auch die extreme Armut müsse bekämpft werden. In dem Buch stellte er 15 konkrete Maßnahmen in den Bereichen Technologie, Arbeit, soziale Sicherheit, Kapital und Steuern vor, wie dies gelingen könne. Darunter befinden sich Vorschläge zu Mindestlöhnen, Grundeinkommen, Erbschaftssteuern und garantierten Sparzinsen.

Bis zuletzt aktiv

Noch im Sommer 2016 veröffentlichte Atkinson einen Bericht für die Weltbank, in dem es um eine bessere Messweise von Armut in der Welt ging. Als Vorsitzender einer entsprechenden Kommission sprach er sich u. a. dafür aus, Armut nicht nur als Geldmenge zu begreifen, sondern auch nicht-monetäre Anteile in der Definition zu berücksichtigen.

Der Weltbank empfahl er dennoch, bis ins Jahr 2030 an der Maßzahl für extreme Armut – ein tägliches Einkommen von 1,90 US-Dollar pro Tag – festzuhalten. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2013 leben über 760 Millionen Menschen unter solchen Bedingungen – bis 2030 soll es nach den Zielen der Weltbank niemanden mit einem derart geringen Einkommen mehr geben.

science.ORF.at

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