Mehr Demenzfälle in Nähe von großen Straßen

Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen, erkranken laut kanadischen Forschern öfter an Demenz: Liegt der Wohnort weniger als 50 Meter entfernt, ist das Erkrankungsrisiko sieben Prozent höher.

Im Umkreis von 50 bis hundert Metern sind es vier Prozent - erst bei über 200 Meter Entfernung gibt es kein erkennbar höheres Risiko, berichtet ein Team um Hong Chen von der Gesundheitsbehörde in Ontario. Die Forscher hatten die Gesundheitsdaten von sechs Millionen Menschen aus der kanadischen Provinz analysiert.

Mögliche Ursachen: NO2 und Feinstaub

Laut der Studie im Fachblatt „The Lancet“ gibt es überdies einen Zusammenhang zwischen Demenz und den Schadstoffen Stickstoffdioxid und Feinstaub.

Die Autoren vermuten, dass auch Lärm und andere Schadstoffe eine Rolle bei der Ausprägung der Krankheit spielen könnten. Keine eindeutige Verbindung zum Wohnort an stark befahrenen Straßen fanden die Forscher hingegen bei anderen neurologischen Erkrankungen, wie etwa Parkinson oder Multiple Sklerose.

Viel befahrene Straßen könnten „Demenz begünstigen“, fasst Hong die Studie zusammen. Wegen des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Urbanisierung wohnen immer mehr Menschen in der Nähe von Straßen, dies könnte, so Hong, zu einer großen Last für die öffentlichen Gesundheitssysteme werden. Jedoch seien noch weitere Studien nötig, um den Zusammenhang zwischen Demenz und Straßenverkehr eindeutig zu beweisen.

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind weltweit rund 47,5 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, davon haben 60 bis 70 Prozent Alzheimer. Demenz zeichnet sich durch Gedächtnisverlust und eine Einschränkung des Denkvermögens und der Sprache aus und wirkt sich stark auf den Alltag der Erkrankten aus. Jährlich werden etwa 7,7 Millionen neue Fälle gemeldet.

science.ORF.at/APA/AFP

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