Obamas Plädoyer zum Abschied

Nur wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit hat US-Präsident Barack Obama im Wissenschaftsmagazin „Science“ einen Kommentar veröffentlicht. Es geht um eine Herzensangelegenheit: den Trend hin zu erneuerbarer Energie, den er für unumkehrbar hält.

Für Obama ist die Verringerung von Treibhausgasen und Wirtschaftswachstum kein Widerspruch. Im „Science“-Artikel weist er darauf hin, dass die Emissionen in den USA seit 2008 rasch geschrumpft sind und die Wirtschaft gleichzeitig ein Rekordwachstum hingelegt hat.

Er nennt eine Reihe von Maßnahmen seiner Amtszeit, die dazu führen sollen, dass im privaten Bereich weniger Kohlendioxid ausgestoßen wird. Treibstoffeinsparungen bei neuen Autos sollen künftig die Kohlenstoffemissionen um acht Milliarden Tonnen reduzieren. Neue Gerätestandards und Bauvorschriften sollen weitere 2,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoffemissionen einsparen.

Der Kommentar

„The irreversible momentum of clean energy“, Science, 12.1.2017

Größter Produzent von Treibhausgasen ist der US-Energieversorgungssektor. Geht es nach Obama wird sich auch hier der Trend - Erdgas anstelle von Kohle zu verwenden - weiter fortsetzen. Schon allein aufgrund der Kräfte des Marktes. Denn durch neue Produktionsbedingungen ist Erdgas billiger geworden. Deshalb ersetzt Erdgas immer öfter die Kohle, die deutlich höhere Emissionen verursacht.

Boom von Solar- und Windenergie

Die Zahlen zeigen, dass sich Solar- und Windenergie in den USA immer stärker durchsetzt. In der Periode von 2009 bis 2015 hat sich der Anteil mehr als verdoppelt. 2015 betrug der Anteil am Gesamtenergieverbrauch 25 Prozent. In diesem Jahr machte Windenergie 12 Prozent der Stromproduktion in Texas aus. Auch die Kosten für erneuerbare Energien sind deutlich gefallen –so ist das Installieren von Solar Dachanlagen um 54 Prozent billiger geworden.

Mit der Ausbreitung von Solar- und Windenergie stieg auch die Zahl der Arbeitsplätze in diesem Bereich. So arbeiten bereits 360.000 Amerikaner bei einschlägigen Unternehmen - mehr als doppelt so viele wie im Bereich der Energiegewinnung aus Kohle.

Ö1 Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 13.1. um 13:55

Bereits mehr als zwei Millionen Amerikaner sind mit dem Entwickeln, dem Einbauen und dem Herstellen von energie-effizienten Produkten und Dienstleistungen beschäftigt – verglichen mit knapp einer Million Amerikaner, die in der Produktion fossiler Brennstoffe und deren Verwendung für die Stromerzeugung arbeiten.

Barack Obama ist überzeugt, dass der Trend weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbarer Energie in Fahrt gekommen ist. Da sich der Markt und die ökonomischen Akteure auf diese neuen Bedingungen eingestellt haben, lässt sich diese Bewegung seiner Meinung nach auch nicht mehr aufhalten.

Skepsis ist angesagt

Sigrid Stagl vom Institute for Ecological Economics auf der Wirtschaftsuniversität Wien sieht das kritisch. Präsident Obama habe mit dem Trend hin zu Clean Energy einen wichtigen Schritt unternommen. Entscheidend sei jetzt jedoch, dass ein deutlicher Impuls durch Regulierung kommt. Gesetzliche Regelungen aber auch finanzielle Anreize müssten geschaffen werden, ebenso müsste in die Infrastruktur für neue Technologien investiert werden.

Die Unternehmen bräuchten Sicherheit für ihre Planung, damit sie in erneuerbare Technologien wie Wind- oder Solarenergie investieren. Denn das sei meist mit hohen Anschaffungskosten verbunden. Nur eine einheitliche Regulierung würde für alle die notwendige Sicherheit schaffen - denn nur wenn für alle Unternehmen die gleichen Regeln gelten, wären die Unternehmen bereit, ein Kostenrisiko einzugehen.

Es gehe darum, rasch Maßnahmen durchzuführen, die auch in die Tiefe gehen. Für die Ära Trump zeigt sich Sigrid Stagl nicht allzu optimistisch. Es sei keine progressive Umweltpolitik zu erwarten. Sollte die Regierung Trump den Trend zur Globalisierung eindämmen, könnte das jedoch als Nebeneffekt positive Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Gabi Tüchler, ORF

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