Paviane attackieren trächtige Weibchen

Wenn mächtige Pavianmännchen in eine neue Gruppe kommen, möchten sie sich schnell fortpflanzen. Da schwangere Weibchen und solche mit jungem Nachwuchs nicht fruchtbar sind, töten die Neuankömmlinge laut Forschern mitunter deren Junge.

Von einigen Tierarten, wie Primaten, Löwen oder Walen ist bekannt, dass Männchen unter bestimmten Bedingungen nichtverwandte Säuglinge töten. Denn solange die Mutter das Kind nährt, ist ihre Fruchtbarkeit eingeschränkt. Besonders Tiere, die neu in eine Gruppe zuwandern, erhöhen auf diese Weise ihre Fortpflanzungschancen. Wenig erforscht war bisher, in welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen einige Primaten auch werdende Mütter angreifen und durch Attacken auf den Bauch ungeborene Kinder töten.

Die Studie

„Conditional fetal and infant killing bymale baboons“, Proceedings of the Royal Society B, 18.1.2017 (sobald online)

Eine Forschergruppe aus den Vereinigten Staaten und aus Kenia untersuchte dieses Verhalten, Fetozid genannt, nun genauer. Das Team um Matthew Zipple von der Duke University in Durham analysierte die Daten von Paviangruppen, die seit 1971 in einem Reservat in Kenia leben. Dokumentiert waren auch die Zyklen der Weibchen, die bei Pavianen an äußerlichen Merkmalen erkennbar sind.

Gewaltbereite Alphamännchen

Das Team konzentrierte sich jeweils auf den Zeitraum von zwei Wochen nach der Zuwanderung neuer männlicher Tiere. Die Forscher beobachteten das brutale Verhalten der Männchen bei der Studie nicht direkt, sondern schlossen darauf aus der Rate abgebrochener Schwangerschaften, das war aufgrund der äußerlich sichtbaren Zyklus-Zeichen möglich.

Zu Problemen kam es demnach nur, wenn Tiere hinzukamen, die sich in kurzer Zeit einen hohen Status sicherten und auch einige Zeit in der Gruppe blieben. Der Status bestimmt sich bei Pavianen nach der Kampfkraft. 75 Alphamännchen kamen im Beobachtungszeitraum einzeln neu in Paviangruppen - meist ohne die Mitglieder zu gefährden. In sieben Fällen allerdings stieg die Zahl der Getöteten stark an, da die Ankömmlinge jeweils gleich mehrere Tiere angriffen. Laut der Forscher, töteten diese sieben Pavianen zusammengerechnet mindestens 6 Jungtiere und 13 Föten.

Tötung als Selektionsmittel

Die Forscher gehen davon aus, dass es sich nicht um eine allgemein übersteigerte Aggressivität oder um ein Machtgebaren handelte, da keine Jungtiere starben, die älter als ein Jahr waren. 15 Weibchen überlebten den Angriff auf ihren geborenen oder ungeborenen Nachwuchs und elf von diesen paarten sich in der Folgezeit mit dem Angreifer. Keins dieser Weibchen wäre zu dem Zeitpunkt fruchtbar gewesen, wenn der Nachwuchs nicht getötet worden wäre.

Die Forscher gehen daher davon aus, dass der Fetozid, genau wie die Kindstötung, unter bestimmten Bedingungen ein Selektionsmittel ist. Der Selektionsdruck und damit die Angriffe gegen den Nachwuchs nahmen nach Forscherangaben zu, wenn die Gruppe relativ isoliert lebte und es besonders viel Nachwuchs und wenig Nahrung gab.

science.ORF.at/APA/dpa

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