US-Forscher bringen Klimadaten in Sicherheit

Seit Donald Trumps Amtsantritt als US-Präsident verschwinden reihenweise Informationen zum Klimawandel aus dem Netz. In den USA formiert sich unter Wissenschaftlern eine Widerstandsbewegung - sie schafft Klimadaten auf unabhängige Server.

Zuerst verschwindet das Thema Klimawandel von der Webseite des Weißen Hauses. Jetzt gerät die nationale Umweltschutzehörde EPA (Environmental Protection Agency) unter Druck. Trump soll der Behörde angeordnet haben, eine Webseite mit Informationen und Forschunsarbeiten zur globalen Erwärmug aus dem Netz nehmen.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Digital.Leben: 26.01., 16:55 Uhr.

Für Klimaforscherinnen und -forscher scheinen damit ihre schlimmsten Befürchtungen wahr zu werden: Trump ignoriert nicht nur Daten und Fakten zum Klimawandel, er könnte unliebsame Forschungsresultate verschwinden lassen. Seit Dezember bringen daher Forscher solche Daten in Sicherheit.

Marathons zum Datenkopieren

An vielen US-amerikanischen Universitäten werden sein ein paar Wochen sogenannte „Data Rescue Events“ organisiert. Professorinnen, Studenten, Programmierer, Bibliothekare und Archivarinnen sitzen in Hörsäalen tage- und nächtelang vor ihren Rechnern und rufen tausende von Regierungsseiten auf.

Ziel der Marathonveranstaltungen ist es, möglichst viele öffentliche Daten über den Klimawandel und den Umweltschutz zu kopieren und ein sicheres Archiv anzulegen. Speziell im Visier ist die Webseite der nationalen Umweltschutzbehörde und die Ozean- und Atmosphärenbehörde, sagt Bethany Wiggin von der University of Pennsylvania in Philadelphia. Sie ist Professorin für Germanistik , leitet ein interdisziplinäres Programm für Umweltwissenschaften und ist eine der Organisatorinnen der landesweiten Datenrettungsevents.

Abschreckendes Beispiel Kanada

Auf die Idee gebracht haben sie Kollegen aus Kanada. Denn unter dem ehemaligen Premierminister Stephen Harper seien wichtige Datensätze und ganze Datenbanken verschwunden. Wie Trump leugnete Harper den Klimawandel und stand der Öl- und Gasindustrie sehr nahe. Verschwunden seien nicht nur Daten, sondern auch Gedrucktes: „In Kanada wurden ganze wissenschaftliche Bibliotheken des Ministeriums für Fischfang und Ozeane einfach auf den Müll gekippt.“

Damit sich das in den USA nicht einfach wiederholt, haben Bethany Wiggin und Kollegen das Projekt DataRefuge gestartet, unter dem sich mehrere Initiativen zusammenfinden. Mehr als 6.000 Webseiten haben die Datenretter bisher abgegrast. Zusammengekommen sind dabei zwei Terabyte an Daten. Sie werden auf Servern der Bibliothek der University of Pennsylvania gespeichert. Ein Teil geht ans kalifornische Internet Archive, das seit 20 Jahren das Web systematisch archiviert. „Es ist ein riesiges Projekt, das nur durch die Teilnahme von verschiedenen Institutionen, Universitäten und Bibliotheken erfolgen kann.“

Zukünftig kein Geld für Klimaforschung?

Manche sprechen schon von einer Widerstandsbewegung an Universitäten und Forschungseinrichtungen, die sich für eine potentielle digitale Bücherverbrennung wappnet. Dabei könnte es nicht nur wichtigen Daten und Informationsquellen an den Kragen gehen: „Die Finanzierung der Klimaforschung steht auf dem Spiel“, fürchtet Bethany Wiggin. Sie will daher nicht nur möglichst viele Daten in Sicherheit bringen. Mit DataRefuge will sie sich auch für den Erhalt der Forschungsprogramme stark machen.

Anna Masoner, Ö1 Wissenschaft

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