Wann die Spendierlaune von Hunden steigt

Wiener Verhaltensforscher haben vor einem Jahr gezeigt, dass Hunde selbstlos Gutes tun. Auch wenn sie nicht belohnt werden, füttern sie andere Hunde. Wie sich die Spendierlaune durch Artgenossen ändert, wurde nun in einer neuen Studie geklärt.

Ende 2015 zeigten die Forscher vom Wolf Science Center in Ernstbrunn (NÖ) und dem Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien, dass Hunde nicht nur sich, sondern auch Artgenossen in einem einfachen Versuchsaufbau per Seilzug Leckerlis zukommen lassen. Erstmals wiesen sie dabei dieses völlig selbstlose Verhalten nach, das sie viel öfter bei bekannten Artgenossen zeigten, deutlich weniger oft aber bei fremden Hunden. Ein solches Verhalten war bis dahin nur von sehr nahe mit Menschen verwandten Primaten bekannt.

Verhalten bestätigt

Rachel Dale und Friederike Range vom Messerli Forschungsinstitut bestätigten mit Kollegen dieses prosoziale Verhalten nun in einem deutlich komplexeren Testaufbau.

In der aktuellen Studie mussten die Hunde einfache Zeichen aus Holz (Stern, Mond, etc.) erkennen, um Futter für sich oder einen anderen Hund freizugeben. „Die Hunde wurden dafür zuerst auf ein Zeichen trainiert, das Futter für sie selbst zur Verfügung stellt, dann auf zwei weitere Zeichen, wobei eines davon eine Belohnung für einen Artgenossen auslöst, das andere nicht“, erklärte Dale in einer Aussendung.

Hunde bei Versuchen zur Freigiebigkeit

Mylene Quervel-Chaumette/Vetmeduni Vienna

Drei Testabläufen wurde durchgeführt. Dabei wurde auch untersucht, ob es einen Unterschied gibt, ob der andere Hund bekannt oder unbekannt ist. Zudem wurde überprüft, ob vielleicht allein die Anwesenheit des Artgenossen die Spendierlaune steigert, selbst wenn der andere Hund gar keine Chance auf Futter hat.

Trotz der schwierigen Vorgaben bestätigte sich erneut das prosoziale Verhalten der Tiere. Auch dass Freunde deutlich öfters mit Futter beschenkt wurden als Fremde, zeigte sich wieder eindeutig. Der höhere Schwierigkeitsgrad wirkte sich aber auf die generelle Häufigkeit der Futtergaben aus, „die Hunde gaben etwas weniger Futter her als beim Seilzug-Versuch“, sagte Range gegenüber der APA. Das bestätige Ergebnisse ähnlicher Tests mit Kleinkindern und Schimpansen.

Artgenossen gut für Motivation

Ein wesentlicher Unterschied zur ersten Studie zeigte sich bei den Auswirkungen der Anwesenheit eines Artgenossen auf die Motivation der Testhunde: Es reichte, wenn ein zweiter Hund im Raum war, selbst wenn der gar nicht an die Futterspende kommen konnte, um die Spendierlaune zu heben. Waren die getesteten Hunde alleine, sank dagegen die Zahl der Futtergaben. Dieses Phänomen wird in der Social Facilitation-Theorie beschrieben und konnte in der ersten Studie noch nicht belegt werden.

Die Theorie geht davon aus, dass es eher zu einer Leistung kommt, wenn Artgenossen anwesend sind. Bei einem komplexen Versuchsaufbau scheint die Anwesenheit von Artgenossen eine größere Rolle zu spielen, wobei auch in diesem Fall bekannte Tiere bevorzugt wurden. Für Range sollte deshalb die Social Facilitation-Theorie bei zukünftigen Studien „noch mehr einbezogen und hinterfragt werden“.

science.ORF.at/APA

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