Die Zukunft der NASA unter Trump

Donald Trump gilt in der Forschergemeinde als „Anti-Wissenschaftspräsident“. Was bedeutet das für die Zukunft der NASA? Ob jemals Menschen zum Mars fliegen werden, ist mehr denn je ungewiss. Sicher scheint indes: Die US-Weltraumbehörde soll mehr mit privaten Firmen kooperieren.

2019 soll die Internationale Raumstation ISS eine Luftschleuse bekommen, wo künftig externe Ladungen und Kleinsatelliten bereitgestellt werden, das verlautbarte die NASA nun auf ihrer Homepage. Das ist per se nicht ungewöhnlich. Allerdings handelt es sich dabei nicht etwa um ein von der US-Amerikanischen Weltraumbehörde NASA entwickeltes System. Vielmehr wird es von privaten Unternehmen wie Nano Racks und Boeing gebaut und soll auch privaten Firmen zur Verfügung stehen. Es gibt ein großes Interesse von Unternehmen, mit Technologien und Systemen im Weltraum Profit zu machen, erklärt die ehemalige NASA-Astronautin und Direktorin des US-amerikanischen Berufsverbands für Luft- und Raumfahrttechnik Sandra Magnus. „Das ist eine Idee, die seit 50 Jahren existiert. Nun wird sie umgesetzt - einerseits, weil es das technologische Knowhow zulässt, dass Private eine Rakete oder Kleinsatelliten bauen. Andererseits gibt es nun auch die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür.“

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Diesem thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 8.2. um 12:00.

„Win-Win-Situation“

Die NASA möchte solche Kooperationen ausbauen, heißt es, denn für sie ist es ebenfalls gewinnbringend. So muss sich die Weltraumbehörde nicht mehr um die Aufgaben des normalen Weltraumbetriebes kümmern. Beispielsweise, wenn Firmen wie SpaceX Raketen entwickeln, die nicht nur Satelliten sondern künftig auch Menschen ins All bringen können, erklärt Magnus. „Das heißt, die NASA kann sich dann um andere, wichtigere Forschungsangelegenheiten kümmern.“

Die Erforschung der großen Fragen bleibt also weiterhin den staatlichen Weltraumbehörden und Forschungseinrichtungen vorbehalten. Dazu zählt beispielsweise, wie man bei der bemannten Marsmission die kosmische Strahlung in den Griff bekommt oder wie das Team im tiefen Weltraum mit der Erde kommunizieren kann. Dafür benötigt es zum Teil jahrelange Forschung, die nicht immer erfolgreich und daher für Firmen nicht lukrativ ist. „Hier liegt der Unterschied: Firmen müssen Profit machen und Regierungen nicht.“

Gibt es weiterhin eine Mission zum Mars?

Die Grundsatzfrage aber, ob die USA weiterhin Menschen zum Mars schicken wollen, wie es unter dem ehemaligen US-Präsidenten Obama geplant war, ist noch offen. Zuletzt wurden immer wieder Stimmen rund um Donald Trump laut, die Zweifel säten, dass die NASA dieses Ziel weiterhin verfolgen wird. Vielmehr könnte man sich auf bemannte Missionen zum Mond beschränken - „auf der Suche nach Ressourcen und möglicherweise sogar Siedlungsraum für Menschen“, wie es zuletzt hieß.

Letztlich hängt diese Frage nicht nur von Trump, sondern auch davon ab, wen der US-Präsident zum neuen Leiter der Weltraumbehörde ernennen wird. Bis diese Entscheidung getroffen wird, können aber noch Wochen oder Monate vergehen. „Es ist die 1.000-Dollar-Frage, die momentan alle beschäftigt. Aber es ist absolut nicht absehbar, wann es einen neuen Administrator geben wird.“ Obama hatte sich 2009 etwa gut vier Monate Zeit gelassen.

Dass Trump der NASA gegenüber weniger Interesse zeigt als andere Präsidenten vor ihm, sieht Magnus nicht. „Die Raumfahrt stand noch nie an oberster Stelle eines neugewählten Präsidenten.“ Auch dass Trump ein „Anti-Wissenschaftspräsident“ sei, findet Magnus übertrieben. „Aber natürlich weiß niemand, was sich letztlich verändern wird - und das erzeugt immer Angst.“

Die letzten Wochen war Sandra Magnus Teil von Trumps NASA Transition-Team – also jener Gruppe von Weltraumexperten, die bis zur Angelobung des neuen Präsidenten den Status quo der NASA-Forschungsarbeit erhob und anschließend dem Präsidenten Empfehlungen für die NASA-Administration gab – natürlich streng geheim.

Präsidenten im All für eine bessere Welt

Abgesehen davon, die heimische Wirtschaft zu stärken und die NASA zu entlasten, gäbe es einen weiteren Vorteil, wenn Unternehmen Weltraum-Services anböten. Denn diese können auch von Privaten genutzt werden und nicht nur von staatlichen Astronauten und Ingenieuren. So wäre es laut Magnus jedenfalls wünschenswert, wenn möglichst viele eines Tages die Erde aus dem Weltall betrachten könnten: „Wenn man die Welt aus dieser Perspektive sieht, verschwinden Landesgrenzen. Es wird schlagartig klar, dass es ein Planet ist und dass alles zusammenhängt. Es wäre nur sinnvoll, wenn das auch Staatsoberhäupter, Mitarbeiter der UNO oder generell mehr Menschen sehen könnten. Das würde viele Probleme von heute auf morgen lösen.“ Magnus spricht aus Erfahrung: Sie konnte im Laufe ihrer Karriere schon drei Mal einen Weltraumblick auf die Erde werfen.

Ruth Hutsteiner, science.ORF.at

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