Neue Methode hilft gegen Phobien

Angst vor Spinnen, Ratten oder engen Räumen: Jeder zehnte Mensch leidet unter Phobien. Forscher haben nun eine neue Therapiemethode vorgestellt: Unbewusste Reize könnten Patienten dabei helfen, ihre Angst zu bewältigen.

Die Forscher des Children’s Hospital Los Angeles und der State University New York fanden heraus, dass man Phobien besser überwindet, wenn man sich dem Auslöser schrittweise nähert. Das Team untersuchte für die Studie jeweils 21 Frauen mit und ohne Spinnenphobie .

Ältere Studien hatten gezeigt, dass bis zu 80 Prozent aller Phobiker weiblich sind. Das Forscherteam zeigte den Probandinnen im Rahmen ihrer Versuche das Foto einer Blume und danach das einer Spinne - worauf die Probandinnen wie zu erwarten mit Angst reagierten.

Unbewusste Überlagerung

In einem zweiten Versuch wiederholten die Forscher das Procedere, diesmal blendeten sie allerdings das Spinnenbild ein zusätzliches Mal unmittelbar vor der Blume ein - und zwar so kurz, dass die Wahrnehmung der Spinne das Bewusstsein der Probandinnen nicht erreichen konnte. Resultat: Diesmal war die Angstreaktion gedämpft.

Messungen mit der sogenannten Magnetresonanztomographie zeigen, dass sich dieser Unterschied auch in der Durchblutung von Hirnarealen ablesen lässt. „Menschen sind besser auf ihre Phobien vorbereitet, wenn sie sie zuerst unbewusst wahrnehmen", resümiert Studienautor Paul Siegel. Hinter dem Effekt steht ein unter Psychologen schon länger bekanntes Phänomen namens „Maskierung“, bei dem sich kurz hintereinander angebotene Reize überdecken („maskieren“).

Neue Therapie

Laut Bradley Peterson, Direktor des Children’s Hospital Los Angeles, könnte man die Methode etwa bei Therapien für Kinder und Jugendliche mit Angststörungen einsetzen. Oft orientieren sich therapeutische Ansätze eher darauf, den Umgang mit dem Gegenstand der Phobie neu zu erlernen. Menschen mit Phobien werden meist direkt mit ihrem Angstobjekt konfrontiert.

Eine direkte Konfrontation löse aber unnötigen emotionalen Stress aus, sagt Peterson. Die Maskierung sei eine angenehme Methode, um Menschen mit Phobien zu helfen, sagt er.

Zahl der Phobiker steigt

Phobien beschreiben die übertriebene Angst vor bestimmten Dingen, Tieren, Orten oder Situationen. Laut einer Studie der National Institutes of Health leiden zwischen neun und 18 Prozent aller US-Amerikaner an Phobien, Tendenz steigend. Doch nur ein Viertel von ihnen lässt sich behandeln.

Die Ursachen für verschiedene Angststörungen liegen im Gehirn: Bei Betroffenen ist oft die Balance der chemischen Botenstoffe gestört. Phobien werden meist als „irrationale“ Ängste betrachtet, ihr evolutionärer Ursprung sei aber, wie die Forscher betonen, durchaus vernünftig: Angst ist dazu da, damit wir in Gefahrensituationen angemessen reagieren.

Sunil Kumar, science.ORF.at

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