Plastik von Kleidung und Reifen bisher unterschätzt

Winzige Plastikteilchen aus synthetischer Bekleidung und Autoreifen verschmutzen die Meere nach einer neuen Studie in bisher nicht bekanntem Ausmaß.

Sie könnten nach Schätzungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) vom Mittwoch bis zu einem Drittel des Plastikmülls im Meer ausmachen. Insgesamt würden jedes Jahr weltweit 9,5 Millionen Tonnen Plastik ins Meer gespült.

Studie

“Primary microplastics in the oceans”, IUCN-Website, 22.2.2017

„Tägliche Aktivitäten wie Kleidung waschen und Autofahren tragen erheblich zu der Verschmutzung bei, die unsere Ozeane erstickt“, sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. „Das könnte katastrophale Folgen für die große Artenvielfalt der Meere haben und für die Gesundheit der Menschen.“

300 Gramm Muscheln, 300 Plastikteilchen

Plastikpartikel stammten auch aus Fahrbahnmarkierungen, Kosmetika und Kunststoffverpackungen. Zwei Drittel der Partikel dürften aber aus Kleidung (35 Prozent) und Reifenabrieb (28 Prozent) kommen.

Die Auswirkungen der winzigen Plastikteile auf sensible Ökosysteme wie die Arktis seien noch unerforscht, so die Weltnaturschutzunion. Dort könnten sie Einfluss auf Eisbildung und -schmelzen haben. Forscher der Universität Gent in Belgien wiesen solche Mikro-Plastikstückchen in Meerestiefen bis zu 5.000 Metern nach. Sie fanden Plastikpartikel aber auch in Muscheln in der Nordsee. „Wer eine Mahlzeit mit 300 Gramm Muscheln einnimmt, schluckt auch 300 Plastikpartikel“, berichtete Professor Colin Janssen.

Die IUCN appelliert an Firmen, Kleidung und Reifen so zu konstruieren, dass sie weniger Plastikpartikel verlieren. Verbraucher können natürliche statt synthetische Stoffe kaufen. Verschiedene Länder wollen Mikroplastik in Kosmetikartikeln verbieten. Die Partikel aus Kosmetika machen nach Angaben der IUCN aber nur zwei Prozent des Problems aus.

science.ORF.at/dpa

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