Grippewelle startete heuer außergewöhnlich früh

Die Grippewelle 2016/2017 hat bereits in der Vorweihnachtszeit und damit ungewöhnlich früh begonnen, aber ebenso früh war sie auch wieder zu Ende. Besonders betroffen war Wien, das um den Jahreswechsel rund 20.000 Erkrankungen pro Woche meldete.

Das berichtet der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) am Montag in einer Aussendung.

Hat Hälfte der Krankheiten verhindert

Laut den Angaben zirkulierten heuer zwei A(H3N2)-Gruppen gleichzeitig, die jedoch beide durch die Impfstoffzusammensetzung abgedeckt worden seien. Daten einer europäischen Studie wiesen aber darauf hin, dass der Impfstoff nur etwa bei einem Viertel der Menschen über 65 Jahren geholfen hat. Im Durchschnitt verhinderte die Impfung den Ausbruch der Erkrankung in etwa der Hälfte aller Fälle.

Die Impfmüdigkeit der Österreicher nahm indes zu: Basierend auf einer Hochrechnung der verkauften Dosen ergibt sich für die diesjährige Saison eine Durchimpfungsrate von 5,3 Prozent. Letztes Jahr ließen sich knapp sieben Prozent impfen, der „Rekord“ liegt bei 15,36 Prozent in der Saison 2006/07.

Früher begonnen, früher vorbei

Begonnen hat die diesjährige Grippewelle in der Vorweihnachtszeit, nämlich am 20. Dezember 2016 - und damit etwa sechs Wochen früher als in der Saison 2015/16. Höhepunkt der Influenza-Welle war in der ersten Woche des Jahres 2017 mit 1.795 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Die sei im Vergleich zu den letzten Jahren ein sehr hoher Wert, wenn auch unter jenem der besonders schweren Saison 2014/15 mit 2052,8 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Mit Ende Februar war das Ende ebenfalls ungewöhnlich früh erreicht, ungefähr einen Monat früher als in den vergangenen Jahren.

Am häufigsten erkrankten auch dieses Jahr Kleinkinder unter vier Jahren. Am vergleichsweise seltensten erwischte es Senioren über 65 Jahre. Wenn sie sich jedoch ansteckten, mussten sie überdurchschnittlich oft ins Spital. Das liege wiederum am europaweit vorherrschenden A(H3N2)-Stamm, der gerade auf ältere Menschen besonders schwere Auswirkungen hat. Erste internationale Schätzungen gehen von einer deutlich höheren Sterblichkeit in den meisten EU-Ländern in der Gruppe der 15- bis 64-Jährigen aus, markant ist sie bei den über 65-Jährigen. Dies werde als typisch für diesen Virustyp erachtet.

Ansteckungen im Spital

Dass die Grippewelle in Wien besonders intensiv ausfiel, zeigen die Zahlen: Schätzungen zufolge waren zu Beginn des Jahres im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV, AKH nicht mitgerechnet) durchschnittlich ungefähr 500 Betten mit Influenzapatienten belegt. Als Konsequenz mussten eigene Grippestationen eingerichtet und Patienten zumindest vorübergehend auf dem Gang untergebracht werden. Vereinzelt kam es sogar zu Ansteckungen im Spital. Zahlen zum Impfstatus der im Spital behandelten Personen liegen nicht vor.

„Das sollte dringend geändert werden“, forderte Ursula Köller, Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Impfen“ der Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes, „denn nur so können wir Daten generieren, von denen wir in Zukunft verbesserte Präventionsmaßnahmen ableiten können.“ Erste Schritte in Richtung verpflichtender Impfungen für das Gesundheitspersonal gingen in diese Richtung.

science.ORF.at/APA

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