Wie schwarzer Humor im Gehirn entsteht

Hell bis dunkel, fröhlich bis zynisch: Humor kann ganz unterschiedliche Schattierungen annehmen. Grazer Wissenschaftler haben diese Nuancen nun sichtbar gemacht - durch Vermessung der Hirnströme.

Die meisten Menschen lassen sich ganz grob in zwei Gruppen einteilen: Diejenigen, die eher auf Kosten anderer scherzen und diejenigen, die Scherze machen, um andere zum Lachen zu bringen.

Ilona Papoušek vom Institut für Psychologie der Universität Graz fand jetzt heraus, dass unsere bevorzugte Art Humor zu produzieren in unserem Gehirn verankert ist. Und zwar in der Koppelung zwischen dem präfrontalen Cortex und weiter hinten im Gehirn gelegenen Regionen, in denen Wahrnehmungsinformationen zuerst eintreffen.

Für ihre Studie konfrontierte die Neuropsychologin die Teilnehmenden mit dem Lachen und dem Weinen anderer Menschen und maß dabei ihre Gehirnaktivitäten mithilfe eines EEGs. Dabei zeigte sich: Diejenigen, die eher unfreundlichen Humor verwenden, also Witze über andere machen, lassen das Weinen anderer stärker an sich heran. Diejenigen, die zu freundlichem Humor tendieren, nehmen das Lachen anderer stärker war.

Streben nach Belohnung

Grundsätzlich verhalten wir uns nämlich so, dass wir für unser Verhalten belohnt werden. Solche Belohnungen bekommen wir in Form sozialer Signale, also als Zustimmung oder Ablehnung unserer Mitmenschen.

Wollen wir etwa eine Freundin zum Lachen bringen und sie lacht tatsächlich, wirkt ihr Lachen belohnend auf uns. „Das äußert sich darin, dass das Gehirn das Wahrnehmungstor weiter öffnet und willkommene Signale verstärkt hereinlässt“, sagt Papoušek.

Man könne sich das wie eine Art Lautstärkeregler vorstellen: Erwünschte Signale dringen durch die Aktivität des präfrontalen Cortex laut und deutlich in unser Bewusstsein ein, unerwünschte werden hingegen heruntergeregelt.

Sendungshinweise

Über dieses Thema berichten auch Wissen aktuell (23.3.,13:55 Uhr) - sowie das Dimensionen-Magazin (24.3., 19:05 Uhr).

Vehikel für Kritik

Hinter den verschiedenen Humor-Typen stehen unterschiedliche zwischenmenschliche Funktionen. Freundlicher Humor, mit dem wir andere zum Lachen bringen wollen, diene etwa dazu, ein harmonisches Miteinander zu fördern und sich einander Nahe zu fühlen. „Bei unfreundlichem Humor geht es eher darum, andere auf vermeintliches Fehlverhalten hinzuweisen und dazu zu zwingen sich den Normen der Gruppe oder den Normen der Gesellschaft anzupassen“, so die Wissenschaftlerin.

Aber auch unfreundlicher Humor habe sein Gutes. In der Satire oder im Kabarett können Witze über andere gemacht werden, um gesellschaftliche Missstände anzuprangern.

Lena Hallwirth, Ö1-Wissenschaft

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