Die Maus ist schon viel länger im Haus

Hausmäuse können putzige Haustiere sein - oder Schreckgespenster. Laut einer neuen Studie besteht die komplizierte Beziehung von Mensch und Maus schon 3.000 Jahre länger als bisher gedacht.

Schon vor 15.000 Jahren habe es Hausmäuse (Mus musculus domesticus) im Gebiet des heutigen Israels gegeben, berichten Lior Weissbrod von der Universität Haifa und Thomas Cucchi vom französischen Forschungszentrum CNRS in Paris.

Schon bei Jägern und Sammlern

„Bisher hatten viele angenommen, dass Hausmäuse erstmals mit dem Menschen zusammengekommen sind, als die Landwirtschaft aufkam“, sagt Weissbrod. Dies sei vor etwa 12.000 Jahren gewesen. Stattdessen seien die Tiere bereits im späten Pleistozän aufgetaucht, als sich die umherziehenden Jäger und Sammler niedergelassen hätten.

Die Menschen hätten Essensvorräte angelegt, unter anderem mit wildem Getreide, das die Nager vermutlich anzog. Außerdem warfen die Menschen Nahrungsreste weg. Der Müll ließ bestimmte Pflanzen wachsen, die vermutlich ebenfalls für die Hausmäuse interessant waren, wie Weissbrod sagt.

Die Hausmaus habe dabei auch zeitweise die eng verwandte Art Mus macedonicus komplett verdrängt. Die Hausmaus habe einen längeren Schwanz, einen kürzeren Schädel und ein weißes Bauchfell.

Mus musculus domesticus auf einer grünen Zeltplane

Lior Weissbrod

Mus musculus domesticus in einem Zelt

Erst sesshaft, dann Bauern

Die Studie zeige, wie stark der Einfluss des Menschen auf seine natürliche Umgebung sei. „Es gab eine überraschend große Wirkung des Menschen auf seine Umwelt, bevor die Landwirtschaft aufkam“, sagt Weissbrod. Viele Forscher gingen bisher davon aus, dass der Beginn der Landwirtschaft einen Wendepunkt in der Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt bedeutet habe. „Nun sieht es danach aus, dass dies viel früher begonnen hat.“

Das frühere Auftauchen der Hausmaus und die Verdrängung der wilden Maus seien zudem ein „starker Hinweis“ darauf, dass Menschen Bauern wurden, weil sie sesshaft waren - und nicht anders herum.

„Darüber gibt es grundsätzlich eine große Diskussion in der Archäologie“, erklärt Weissbrod. Manche Forscher argumentierten, dass die Menschen zwar Behausungen gebaut hätten, aber vielleicht trotzdem immer wieder weitergezogen seien. Dann hätte sich nach Ansicht von Weissbrod die Hausmaus aber nicht so etablieren können.

Wurden erst mit Landwirtschaft zur Plage

Weissbrod und Cucchi hatten für ihre Studie Backenzähne von Mäusen aus fünf Fundstätten in Israel untersucht. Die Zähne waren zwischen 11.500 und 200.000 Jahre alt. An den Backenzähnen lässt sich die Art erkennen.

Die ersten Hausmäuse hatten nach Ansicht der Forscher übrigens keinen so schlechten Ruf wie heute etwa in Europa. „Das Aufkommen der Landwirtschaft hat die Beziehung zwischen Mäusen und Menschen verändert“, sagt Weissbrod. Zuvor hätten die Hausmäuse von den Menschen profitiert, sie aber nicht gestört.

Mit der Landwirtschaft kam die Sorge, dass die Nager das mühsam gezogene Getreide wegfressen. Die Menschen wollten die Mäusevermehrung daher eindämmen und stellten Fallen auf. „Die Maus wurde zur Plage und zur Konkurrenz in Bezug auf Nahrung.“

science.ORF.at/dpa

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