Zweiter „Flaggschiff-Preis“ für Wiener Philosophin

Zum zweiten Mal darf sich Herlinde Pauer-Studer von der Uni Wien über eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC) freuen. Schon 2010 wurde ihr ein „Advanced Grant“ zuerkannt, nun war sie erneut erfolgreich.

Die 1953 in Bludenz (Vorarlberg) geborene Philosophin wurde vor sieben Jahren als erste Geisteswissenschaftlerin in Österreich für das „Flaggschiff-Programm“ des ERC ausgewählt. Im Mittelpunkt ihres damaligen Projekts „Transformationen von normativen Ordnungen“ stand die moralphilosophische Analyse des NS-Regimes - vor allem die Frage, wie es in autoritäre und totalitäre Verhältnisse abglitt.

Im Rahmen dieser Arbeit entstand auch ein Buch zum Fall des SS-Richters Konrad Morgen: „Weil ich nun mal ein Gerechtigkeitsfanatiker bin“, verfasst von Pauer-Studer mit dem US-Philosophen J. David Velleman, wird im April im Suhrkamp Verlag erscheinen.

Wo beginnt und endet Verantwortung?

Im nunmehrigen Projekt wird Pauer-Studer untersuchen, unter welchen Voraussetzungen Gruppen und Institutionen als willentliche und eigenständige Akteure gelten und inwieweit ihnen dabei Verantwortung für ihr Handeln zugeschrieben werden kann. Das Projekt trägt den Titel „The Normative and Moral Foundations of Group Agency“ („Die normativen und moralischen Grundlagen von Gruppen als Handelnde“) und ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert.

Das teilte die Uni Wien, deren Forscher nun insgesamt 14 ERC-Advanced Grants eingeworben haben, am Mittwoch in einer Aussendung mit. Für Rektor Heinz W. Engl spricht die Tatsache, dass die Philosophin diesen Grant zum zweiten Mal bekommt, „für die anhaltend hohe Qualität ihrer Forschung“.

Stationen in Toronto, Harvard, New York

Pauer-Studer war seit 1997 Außerordentliche Universitätsprofessorin am Institut für Philosophie der Uni Wien, heute hat sie eine Professur für Praktische Philosophie inne. Sie studierte Philosophie an den Universitäten Salzburg und Toronto, promoviert wurde sie 1983 in Salzburg. Von 1981 bis 1985 war Pauer-Studer Assistentin am Institut für Rechtsphilosophie der Uni Graz, es folgten Gastaufenthalte und Stipendien an der University of California in Irvine, der Harvard University und der New York University. 1996 habilitierte sie sich in Philosophie an der Universität Wien. In den vergangenen Jahren absolvierte sie u.a. Auslandsaufenthalte in Australien, Brasilien oder an der Stanford University (USA).

science.ORF.at/APA

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