Mehr Verbrauch trotz guter Absicht

Trotz LED-Leuchten und A++-Elektrogeräten steigt der Energieverbrauch. Ein Grund ist der „Rebound-Effekt“: Ist ein Gerät besonders energieeffizient, wird es mehr verwendet als das „gefräßigere“ Vorgängermodell. Ein Teil der Ersparnis wird dadurch zunichtegemacht.

Laut Statistik Austria hat sich der Energieverbrauch in Österreich seit 1970 beinahe verdoppelt, und auch von 2014 auf 2015 ist er um drei Prozent gewachsen. Der Hauptgrund ist, dass die Menschen immer mehr konsumieren. Aber ein Mitverursacher ist ein Effekt, der in der wissenschaftlichen Diskussion unter dem Schlagwort „Rebound“ bekannt ist, wörtlich übersetzt „Abprall“. Damit meint man, dass die Möglichkeiten zum Energiesparen nicht zur Gänze umgesetzt werden.

Sparsameres Auto, mehr Gebrauch

Ö1-Sendungshinweis:

Über den „Rebound-Effekt“ berichtet auch „Wissen Aktuell“ am 6.4.2017.

„Wenn ich mir ein Auto anschaffe, das effizienter ist und deshalb weniger Treibstoff verbraucht, spare ich mir im Jahr eine gewisse Summe an Geld für Benzin oder Diesel. Viele Menschen verwenden dieses Geld, um mehr oder weiter zu fahren“, so Paul Pfaffenbichler vom Institut für Verkehrswissenschaften der Technischen Universität Wien. Von der Geld- und Energieersparnis bleibe dann kaum mehr etwas übrig, oft werde sogar mehr Energie verbraucht als vorher.

Diesen Effekt beobachtet die Forschung nicht nur beim Verkehr, sondern auch beim Heizen: Je sparsamer die Heizung, desto wärmer wollen es die Menschen haben. Und auch bei Geräten: Das energie-effiziente neue Fernsehgerät wird nicht mehr ausgeschaltet, sondern bleibt tagelang im Stand-by.

Kompensation fürs Einsparen

Die Energieersparnis schrumpft, bei Autos beispielsweise um ein Zehntel: „Das heißt, die reale Energieeinsparung ist um 10 Prozent weniger als die theoretische aus der Effizienzsteigerung“, so Pfaffenbichler. Er war am Projekt „uRbE - Urbane Rebound-Effekte“ beteiligt, die Ergebnisse des vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekts werden heute bei einer Tagung in Wien präsentiert werden.

Oft werde auch kompensiert, „moral licensing“ nennt das die Wissenschaft: Wer viel auf das Auto verzichtet, gönnt sich dafür öfter eine Flugreise.

Neu ≠ energieeffizient

Und vor noch einem Trugschluss warnt der Experte: Neu heißt nicht immer energieeffizienter. „Der heutige Fiat 500 ist deutlich größer und um vieles schwerer als der Ur-Fiat 500, und er benötigt daher auch zum Bewegen sehr viel mehr Energie, obwohl der Motor und der Antrieb um ein Vielfaches effizienter geworden sind.“

Um den Rebound-Effekt zu vermeiden, braucht es passende Rahmenbedingungen, so Paul Pfaffenbichler von der TU Wien. Im Verkehr etwa genügend Möglichkeiten, Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen - damit auch das energieeffizienteste Auto möglichst selten genutzt wird.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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