Weniger Darmkrebs in Österreich

Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten. Die gute Nachricht: In Österreich erkranken immer weniger Menschen an Darmkrebs, auch die Sterberate ging in den letzten zehn Jahren deutlich zurück. Das zeigt eine aktuelle Studie der Medizinischen Uni Wien.

Vorsorgeuntersuchungen sind bei Darmkrebs besonders wichtig. Werden Veränderungen im Darm im frühen Stadium entdeckt und entfernt, besteht eine Heilungschance von 100 Prozent, erklärt die Medizinerin Monika Ferlitsch von der Medizinischen Universität Wien: „Das Glück beim Darmkrebs ist, dass diese Entwicklung viele Jahre braucht. Das heißt, ein kleiner Polyp wächst fünf bis zehn Jahre, fünf Jahre später wird Darmkrebs daraus. Wenn wir regelmäßig zur Vorsorge gehen, können diese frühen Stadien entdeckt werden, noch bevor Symptome auftreten.“

Derzeit erkranken in Österreich pro Jahr circa 4.700 Menschen. Das sind um 500 Menschen weniger als noch vor zehn Jahren. Auch die Sterberate ging in den letzten Jahren zurück - aktuell gibt es jährlich 200 Todesfälle weniger. Zurückzuführen ist diese Entwicklung nicht nur auf die bessere Vorsorgeuntersuchung, sondern auch auf eine gute Frühbehandlung, so Ferlitsch. „Wenn bei Patienten Vorstufen vom Darmkrebs sprich Polypen entfernt werden, dann reduzieren sich sowohl die Erkrankungsraten als auch die Sterblichkeit von Darmkrebs.“

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Dem Thema widmete sich auch ein beitrag im Mittagsjournal am 19.4.

Vorsorge ab 50

Menschen ab 50 Jahren wird eine Darmspiegelung empfohlen, alle zehn Jahre soll diese wiederholt werden. Dabei sollte man darauf achten, dass der Arzt oder das Spital die höchsten Qualitätsstandards einhält. Eine Liste mit zertifizierten Spitälern und Ärzten findet man unter anderem auf der Homepage der Krebshilfe.

Die Kosten für eine Darmspiegelung werden von der Krankenkasse übernommen, aber nur ein Viertel der älteren Menschen etwa nimmt die Vorsorge in Anspruch: „Das Problem ist, dass es in Österreich noch kein organisiertes Screening gibt. Wenn jeder Fünfzigjährige eine Einladung und vielleicht sogar einen Terminvorschlag bekommen würde, wäre die Erkrankungs- und Sterberate noch geringer.“ Zudem eilt der Darmspiegelung oftmals ihr schlechter Ruf voraus - zu Unrecht, wie Ferlitsch findet. Denn mit neuen Untersuchungsstandards ist diese nicht mehr so unangenehm. Zudem hat man die Möglichkeit, eine „sanfte“ Koloskopie durchführen zu lassen, bei der man in einen künstlichen Schlaf versetzt wird.

US-Studie: Risiko bei Jungen steigt

Junge Menschen haben ein wesentlich geringeres Risiko an Darmkrebs zu erkranken als Menschen mit 50+. „Ein Dreißigjähriger hat nur fünf Prozent des Risikos, dem ein Fünfzigjähriger ausgesetzt ist.“ Zumindest in Österreich. Denn wie eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, steigt das Risiko jüngerer Menschen zunehmend, an Darmkrebs zu erkranken. Die Forscher haben dabei einen Trend beobachtet, wonach jemand aus dem Jahrgang 1990 doppelt so wahrscheinlich an Krebs erkranken wird wie jemand, der 1950 geboren wurde.

Ein Grund könnte schlechte Ernährung und Fettleibigkeit sein, so Ferlitsch. Sie zählen zu jenen Faktoren, die das Darmkrebsrisiko erhöhen. „In Österreich haben wir keinen so hohen Anteil an Übergewichtigen. Daher sehen wir hierzulande diesen Trend nicht.“

Um das Darmkrebsrisiko zu vermindern, sollte man sich ausgewogen ernähren, ballaststoffreiche Nahrung sowie viel Gemüse essen und ausreichend Sport treiben, sagt die Medizinerin. „Man sollte nur zwei bis drei Mal pro Woche Fleisch essen, denn der Verzehr von viel rotem Fleisch und Wurst erhöht das Risiko.“ Darüber hinaus empfiehlt die Medizinerin, nicht zu rauchen und auf einen gemäßigten Alkoholkonsum zu achten.

Ruth Hutsteiner, Ö1 Wissenschaft

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