Supererde in Lebenszone entdeckt

Eine neu entdeckte Supererde könnte sich nach Ansicht ihrer Entdecker als aussichtsreichster Ort für die Suche nach Leben jenseits unseres Sonnensystems entpuppen. Der Exoplanet kreist rund 40 Lichtjahre von unserer Erde entfernt um den roten Zwergstern LHS 1140.

Zwar sind bereits rund 30 derartige Planeten jenseits unseres Sonnensystems bekannt. Bei dem neu entdeckten Himmelskörper bestünden jedoch die besten Aussichten, schon bald nach einer Atmosphäre und darin nach Anzeichen von Leben zu fahnden, schreiben die Entdecker um Jason Dittmann vom US-amerikanischen Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik (CfA) im Fachblatt „Nature“.

„Das ist der spannendste Planet, der mir in den vergangenen Jahrzehnten untergekommen ist“, betont Dittmann in einer Mitteilung seines Instituts. „Künftige Beobachtungen könnten uns ermöglichen, erstmals die Atmosphäre eines potenziell bewohnbaren Planeten nachzuweisen. Wir planen, nach Wasser und letztlich auch nach molekularem Sauerstoff zu suchen.“

Voraussetzung für Leben

Als Supererden bezeichnen Astronomen Gesteinsplaneten, die größer sind als die Erde und deutlich mehr Masse besitzen, aber nicht so groß und schwer sind wie der Gasplanet Uranus in unserem Sonnensystem. Der von Dittmann und seinen Kollegen entdeckte Exoplanet kreist um LHS 1140 im Sternbild Walfisch (Cetus), hat einen Durchmesser von etwa 18.000 Kilometern und fast siebenmal so viel Masse wie unsere Erde.

Animation: Reise zur neuen Supererde

Die Supererde umrundet ihren Zwergstern in relativ geringem Abstand einmal alle 25 Tage. Da der Stern jedoch nur ein Fünftel so groß ist wie unsere Sonne und entsprechend schwächer leuchtet, liegt die enge Umlaufbahn in der bewohnbaren Zone, in der die Temperaturen die Existenz von flüssigem Wasser erlauben. Flüssiges Wasser ist eine Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen.

Allerdings ist keinesfalls sicher, dass es auf der neu entdeckten Supererde überhaupt Wasser gibt. Selbst wenn es bei der Entstehung des Planeten vor rund fünf Milliarden Jahren vorhanden gewesen sein sollte, könnte es von dem damals sehr viel aktiveren Zwergstern davongeblasen worden sein. Dann könnte heute auf dem Exoplaneten ein extremer Treibhauseffekt die Temperaturen in unerträgliche Höhen treiben, wie sie beispielsweise auf der Venus herrschen.

Suche nach Atmosphäre

Sollte die Supererde jedoch wenigstens einen Teil ihres Wassers behalten oder ihren Wasservorrat - beispielsweise aus einem frühen Lava-Ozean - wieder aufgefüllt haben, böte der Rote Zwerg seinem Planeten heute jedoch eine ruhige Heimat und damit nach Ansicht der Forscher gute Rahmenbedingungen für mögliches Leben, wie die Europäische Südsternwarte (ESO) erläutert, deren Instrumente an der Untersuchung beteiligt waren.

Mit seiner Entfernung von 40 Lichtjahren liegt der Exoplanet schon bald in der Reichweite neuer Teleskope, die in der Lage sein werden, nach einer möglichen Atmosphäre und deren Zusammensetzung zu suchen.

Liste wird länger

Für die Untersuchung des Exoplaneten machen sich die Astronomen den Umstand zunutze, dass er zufällig so seine Bahnen zieht, dass er von uns gesehen regelmäßig vor seinem Heimatstern vorbeiwandert. Bei dieser Mini-Sternenfinsternis durchleuchtet der Rote Zwerg eine potenzielle Lufthülle seines Planeten von hinten. Künftige Teleskope wie beispielsweise das „James Webb“-Weltraumteleskop, das 2018 starten soll, und das „Extremely Large Telescope“ der ESO könnten aus der Art und Weise, wie die Atmosphäre das Sternenlicht filtert, Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung der Lufthülle erlauben.

Bei zwei fernen Gesteinsplaneten - der Supererde 55 Cancri e und dem etwa erdgroßen Exoplaneten GJ 1132b - haben Forscher bereits mit heutigen Instrumenten Atmosphären nachgewiesen. Auf beiden ist es jedoch viel zu heiß für Leben. Gegenwärtig listet der Katalog der potenziell bewohnbaren Exoplaneten rund 50 Kandidaten auf, davon etwa 20 erdgroße und 30 Supererden. Insgesamt haben Astronomen bereits die Existenz von mehr als 3.600 Exoplaneten in der Milchstraße nachgewiesen.

science.ORF.at/APA/dpa

Mehr zum Thema