„Wissenschaft muss lauter werden“

Die Stimme für die Wissenschaft zu erheben - das ist das Ziel des „March for Science“ am Samstag. Was in Washington begonnen hat, ist mittlerweile eine weltweite Bewegung: In mehr als 500 Städten sind Aktionen geplant, darunter auch Wien.

„Dass gegen Universitäten und unabhängige wissenschaftliche Institutionen vorgegangen wird, zeigt, dass sie offensichtlich eine Gefahr sind für autoritäre Systeme“, sagt Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien und stellvertretende Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko).

Als Beispiele nennt sie das jüngst erlassene Hochschulgesetz in Ungarn, das gegen die Central European University gerichtet ist, und die Entfernung der Evolutionstheorie aus türkischen Schulbüchern. Und auch die Zweifel von US-Präsident Donald Trump am Klimawandel werden immer wieder als Beleg für Wissenschaftsfeindlichkeit angeführt.

„Stütze der Demokratie“

Alle österreichischen Universitäten, die Akademie der Wissenschaften, die Fachhochschulen und zahlreiche Einzelpersonen haben sich zusammengetan - nicht um gegen einzelne Politiker zu protestieren, sondern um ein lautstarkes Zeichen für die Wissenschaft setzen: „Wir wollen diese momentan sehr kritische Zeit zum Anlass zu nehmen, um darauf hinzuweisen, dass Wissenschaft und Forschung ganz wesentliche und tragende Stützen von demokratischen Gesellschaften sind.“

Programm in Wien:

Ab 13 Uhr gibt ein „Science Picnic“ im Sigmund-Freud-Park vor der Votivkirche. Ab 14 Uhr führt der Marsch über Freyung, Stephansplatz, Wollzeile, Albertina und den Heldenplatz zum Maria-Theresien-Platz, wo ab 16 Uhr das Abschlussfest stattfinden wird.

Schließlich liefern Wissenschaft und Forschung Fakten für gesellschaftliche Debatten und Grundlagen für politische Entscheidungen. Das bedeutet aber auch, in Diskussionen aufzutreten, vor gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen nicht zurückzuschrecken - Stichwort Flucht und Migration. Genau da war die Wissenschaft in den letzten Jahren zu leise, sagt die Ägyptologin und Archäologin Julia Budka, Vertreterin der Jungen Akademie der Wissenschaften: „Aus der Angst heraus, dass man immer Ja oder Nein sagen muss. Und besonders bei Migration und Einwanderung kann man keine Ja/Nein-Antworten liefern, da kann man Prognosen liefern. Aber diese Prognosen wären vonseiten der Wissenschaft unglaublich wichtig.“

Wie geht es weiter?

3.000 Interessenten haben sich für die Kundgebung am Samstag in Wien angekündigt, heißt es seitens des Organisationsteams. Allein in Wien studieren mehr als 100.000 junge Menschen, zu ihnen ist der Aufruf, ein Zeichen für die Wissenschaft zu setzen, kaum durchgedrungen, wie sich bei einer Umfrage in der Bibliothek der Universität Wien zeigt. Nur ein Studienassistent weiß von der Veranstaltung, die übrigen Befragten zeigen sich ahnungslos, haben vom „March for Science“ noch nicht gehört.

Für Budka von der Jungen Akademie der Wissenschaften ist vor allem wichtig, wie es nach dem „March for Science“ in der österreichischen Wissenschaft weitergeht: „Ob das irgendwie ein Echo hat oder nur eine Blase war. Wenn sich danach nichts entwickelt, wäre es traurig.“ Ihr Wunsch: die nun aufgebaute Plattform nutzen, um über weitere Aktionen zur Vermittlung von Wissenschaft nachzudenken. Dann wäre auch die Kritik hinfällig, dass sich Wissenschaft für eine einmalige Demonstration instrumentalisieren lässt.

Elke Ziegler, Ö1 Wissenschaft

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