Was Munch in seinem „Schrei“ gemalt hat

„Der Schrei“ ist eine der berühmtesten Gemäldeserien der Welt. Der blutrote Himmel, den der Norweger Edvard Munch dabei gemalt hat, soll von Vulkanasche inspiriert worden sein - so die gängige Meinung. Doch sie ist laut einer neuen Studie falsch.

Nicht Vulkanstaub habe Munch gesehen, sondern „Perlmuttwolken“: Das berichtete die Geowissenschaftlerin Helene Muri von der Universität Oslo im April in Wien. Muri war Teilnehmerin der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU).

Studie

Screaming clouds, Scientific Reports, 24.4.2017

Perlmuttwolken treten in unregelmäßigen Intervallen in der winterlichen Stratosphäre auf, so Muri bei einer Pressekonferenz. Man kann sie nur unregelmäßig im Winter in den Polarregionen beobachten, weil sie ausschließlich bei sehr tiefen Temperaturen (unter minus 80 Grad Celsius) und hoher Feuchtigkeit entstehen.

Keine Folge des Krakatau-Ausbruchs

Sehen kann man Perlmuttwolken nur vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang und nicht bei Tageslicht. „Ihre Farbe und Intensität können dann aber extrem eindrucksvoll sein“, sagte die Forscherin. Sie selbst habe solch ein Spektakel am 22. Dezember 2014 bei Oslo beobachtet und analysiert.

"Der Schrei" von Edvard Munch 2004 in den Händen des Archivars und des Direktors  der norwegischen Nationalgalerie

dpa/dpaweb/B3131

„Der Schrei“ von Edvard Munch 2004 in den Händen des Archivars und des Direktors der norwegischen Nationalgalerie

Der norwegische Maler Munch (1863 bis 1944) habe seine „Vision“ im Jahr 1892 als einmaliges Erlebnis beschrieben, was zu den seltenen Perlmuttwolken passen würde, meint sie. Wäre die kräftige Farbe hingegen durch Asche des 1883 ausgebrochenen Vulkans Krakatau in Indonesien zustande gekommen, wie Wissenschaftler zuvor behaupteten, wären kitschrote Sonnenuntergänge für ein paar Jahre recht alltäglich gewesen.

Vom Bild „Der Schrei“ gibt es vier Ausführungen, es gilt als eines der Hauptwerke des Expressionismus. Eine Version wurde 2012 für 119,9 Millionen US-Dollar versteigert.

Die Generalversammlung der EGU fand im April im Austria Center in Wien statt. Dort referierten und diskutierten mehr als 14.000 Erdwissenschaftlerinnen und Erdwissenschaftler aus aller Welt, etwa über den Klimawandel, Weltraumprojekte, Naturgefahren, Rohstoffe, Plastikmüll in den Gewässern und die Ernährungssicherheit.

science.ORF.at/APA

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