Was Lärmschutzwände nicht können

Den meisten Lärm verursacht heute der Verkehr. Lärmschutzwände sollen helfen. Sie dämpfen die Lautstärke, können aber nicht alle Töne rausfiltern, wie Schallforscher anlässlich des Internationalen Tags gegen Lärm erklären.

Es klingt paradox, entspricht aber den Forschungsergebnissen des Instituts für Schallforschung: Der Klang eines vorbeifahrenden Zuges wurde in Versuchen mit einer Lärmschutzwand unangenehmer empfunden als ohne Lärmschutzwand. Wohl gemerkt: Nur der Klang, der Lautstärkeunterschied wurde im Versuch ausgeglichen.

„Durch eine Lärmschutzwand werden vor allem die hohen Frequenzen abgeschwächt, die tiefen Frequenzen weniger“, erklärt Christian Kaseß, Experte für physikalische Akustik am Institut für Schallforschung.

Das liegt daran, dass sich tieffrequente Töne mit großen Wellenlängen ausbreiten. Der Schall kann sich so über die Lärmschutzwand hinweg bewegen. Die hohen Töne mit ihren kurzen Wellenlängen werden dagegen gut abschattet. Dann hören wir vor allem die tieffrequenten Töne und empfinden das als lästig.

Bass wird nicht absorbiert

Eine Lärmschutzwand muss auch absorbierend sein, damit sie den Schall nicht auf die Lärmschutzwand auf der gegenüberliegenden Seite reflektiert. Denn das würde den Lärm verstärken. „Lärmschutzwände sind deshalb in der Regel aus absorbierendem Material“, so Kaseß. Die Sache hat allerdings einen Haken: Absorbierendes Material wirkt schlecht bei tiefen Frequenzen. Das verstärkt das Problem, dass die als lästig empfundenen, basslastigen Töne übrigbleiben.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 26.4., 13:55 Uhr.

Wenn wir uns in der Nähe des Verkehrs befinden, bedeutet eine Lärmschutzwand dennoch eine große Erleichterung für das menschliche Ohr - weil wir den Zug leiser hören. Je weiter weg wir sind, desto weniger wirkt jedoch der Lärmschutz. All diese Faktoren führen dazu, dass jede Lärmschutzwand - ob für Bahn oder Schnellstraße - an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden muss. Auch deshalb arbeitet das Institut für Schallforschung mit den Anwenderinnen und Anwendern in der Praxis zusammen. Die Versuche zur psychoakustischen Wahrnehmung von Lärmschutzwänden entstanden etwa in Kooperation mit den ÖBB.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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