Homo naledi ist jünger als gedacht
2013 haben Forscher in der südafrikanischen Rising-Star-Höhle ca. 1.500 fossile Knochenteile von 15 Individuen gefunden. Wie sich herausstellte, handelte es sich um die Überreste einer bis dahin unbekannten Menschenart, die seine Entdecker Homo naledi, den Sternenmenschen, tauften.
National Geographic
Die Studien
„The age of Homo naledi and associated sediments in the Rising Star Cave, South Africa“
„New fossil remains of Homo naledi from the Lesedi Chamber, South Africa“
„Homo naledi and Pleistocene hominin evolution in subequatorial Africa“, eLife,9.5.2017
Er war grazil und wendig, hatte aber nur ein kleines Gehirn - so die Forscher um Lee Berger von der University of Witwatersrand in Johannesburg über den etwa eineinhalb Meter großen ausgestorbenen Verwandten des modernen Menschen in ihrer 2015 erschienenen Publikation.
Zum Alter wollten die Wissenschaftler damals nichts sagen, eine genaue Datierung sei vorerst nicht möglich, hieß es. Schätzungen bewegten sich zwischen 100.000 bis zu 2,5 Millionen Jahren. Nun - nachdem zahlreiche Untersuchungen zur Datierung der Überreste und der Gesteinsschichten durchgeführt wurden - nehmen die Forscher an, dass Homo naledi wohl vor 236.000 bis 335.000 Jahren gelebt haben dürfte.
Frühes Bestattungsritual?
Außerdem wurden in einer zweiten Kammer des Höhlensystems weitere Überreste von mindestens drei Individuen gefunden, wie eine ebenfalls heute erschienene Studie berichtet. Darunter ein fast vollständiger Schädel.
Wie die Forscher vermuten, sind die toten Sternenmenschen nicht zufällig in der schwer zugänglichen, komplett dunklen Kammer gelandet, sondern wurden dort absichtlich von ihren Artgenossen begraben. Das legte schon der erste Fund nahe. Wie der moderne Mensch und der Neandertaler könnte also auch der Homo naledi bereits eine Art Bestattungsritual gepflegt haben, trotz seines vergleichsweise kleinen Gehirns.
Wenn die neue Altersbestimmung hält, müssen der Homo naledi und der frühe Homo sapiens nebeneinander in Afrika gelebt haben. Wie die Forscher in einer dritten Studie schreiben, habe niemand damit gerechnet, dass die vergleichsweise primitive Menschenart noch in relativ junger Vergangenheit existiert hat. Möglicherweise hätten damals viele Menschenarten parallel existiert. Laut den Forschern gibt es jedenfalls immer mehr Belege dafür, dass die menschliche Evolution nicht ganz so linear verlaufen ist, wie man ursprünglich vermutet hat.
Eva Obermüller, science.ORF.at