Forschungsgemeinde würdigt Mitterlehner

Nach dem am Mittwoch angekündigten Rückzug von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) haben Vertreter der Hochschulen und der Wissenschaft den scheidenden Politiker gewürdigt.

Mitterlehner habe in seiner rund dreieinhalbjährigen Amtszeit „die Anliegen der Universitäten, der Forschung und der Künste immer offen gehört“, so der Präsident der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch.

Vitouch bezeichnete Mitterlehners Entscheidung als „schmerzhaft“, weil mit der Einführung der Studienplatzfinanzierung eines der wichtigsten hochschulpolitischen Projekte der letzten Jahre kurz vor einem positiven Abschluss stehe.

ÖAW und FWF bedauern

Er habe mit dem scheidenden Minister „immer sehr gut zusammengearbeitet“, sagte der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Anton Zeilinger, am Rande der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Europäischen Forschungsrats (ERC) in Wien zur APA. Mitterlehner habe für die Grundlagenforschung immer ein offenes Ohr gehabt. „Wir bedauern, dass er geht.“ In einer Aussendung verwies die Akademie darauf, dass sie unter Mitterlehner erstmals ein Globalbudget bekommen habe, das mehrjährige Budgetplanung erlaube.

Der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Klement Tockner, hat Mitterlehner „als einen unglaublich engagierten Vertreter der Wissenschaft“ erlebt, der „etwas bewegen“ wollte. Das Aufbruchsignal sei in der Forschungsgemeinde angekommen und Mitterlehner habe viel Vertrauen aufgebaut. „Wir gehen einfach davon aus, dass dieser Aufbruch jetzt nicht abgebrochen wird“, so Tockner.

Unis in Wien und Linz zollen Respekt

Der Rektor der Universität Wien, Heinz Engl, bedauerte den Rücktritt Mitterlehners als Wissenschaftsminister außerordentlich. Dieser habe sehr viel für die Unis erreicht. Angesichts der anstehenden Umstellung der Uni-Finanzierung „auf ein Niveau, wo wir endlich mit benachbarten Ländern mithalten könnten“, hofft er, „dass dieses Projekt trotz des Rücktritts zu einem positiven Abschluss gebracht wird“. Wäre dem nicht so, sei das eine „versäumte Jahrhundertchance“.

Der Rektor der Uni Linz, Meinhard Lukas, zollte Mitterlehner Respekt. Diesem sei parteipolitisches Kleingeldwechseln fremd gewesen, er habe immer das Sachliche über persönliche Befindlichkeiten gestellt. Lukas erinnerte an den Einsatz Mitterlehners für die Linzer Medizinische Fakultät, wodurch „wir das Jahrhundertprojekt gegen alle Bedenken und Widerstände durchsetzen konnten“.

ÖH für andere Fusion der Ministerien

In der Österreichischen HochschülerInnenschaft sieht man Mitterlehners Rücktritt unterdessen als Chance, der Hochschulbildung „wieder jenen Stellenwert zurückzugeben, den sie auch verdient“. Die Regierung solle das Wissenschafts- vom Wirtschaftsministerium trennen und stattdessen mit dem Bildungsressort fusionieren, um endlich alle Hochschulen unter ein Dach zu bringen. Vom neuen Wissenschaftsminister fordern die Studentenvertreter, die „chronische Unterfinanzierung“ der Hochschulen zu beenden.

science.ORF.at/APA

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