Mehr Treibhausgase trotz Klimapakt?

Die Treibhausgasemissionen sollen bis zum Ende des Jahrhunderts auf null sinken. Das wurde im Pariser Klimaabkommen vereinbart. Eine Studie zeigt nun, dass die bisherigen Zusagen vorübergehend das Gegenteil bewirken könnten - ein deutlicher Anstieg bis 2030 ist nicht ausgeschlossen.

Die ersten Schritte in Richtung Klimaschutz könnten die Situation verschlimmern - das zeigen der Klimaforscher Joeri Rogelj und sein Team vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg, in ihrer aktuellen Studie, die im Fachblatt „Nature Communications“ erschienen ist.

Ausgangspunkt der Berechnungen waren die Zusagen zum zukünftigen Umgang mit Treibhausgasemissionen. Halten sich alle an diese Pläne, dann könnte der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid bis zum Jahr 2030 sogar um 20 Prozent steigen.

Im schlimmsten Fall mehr CO2 als heute

Das wären mehr als 60 Milliarden Tonnen CO2, die dann im Jahr 2030 in die Atmosphäre gelangen würden, erläutert Joeri Rogelj. Heute liegen die weltweiten Emissionen bei rund 52 Milliarden Tonnen. Der Klimaforscher hat auch den bestmöglichen Ausgang berechnet: Wenn also alle Staaten so viel CO2 wie möglich einsparen, dann hätten wir den Höhepunkt der Treibhausgasemissionen bereits hinter uns und würden im Jahr 2030 bei 47 Milliarden Tonnen CO2 liegen.

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„In diesem besten Szenario würden wir bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts das Ziel der Null-Emissionen erreichen“, so Rogelj. Da die Zusagen einiger Länder mehrdeutig sind und aus einigen Weltregionen präzise Pläne fehlen, können die Klimaforscher des IIASA nicht sagen, in welche Richtung sich die Klimapolitik derzeit entwickelt oder zukünftig entwickeln wird.

Ziele hängen von unsicheren Faktoren ab

Grund für die stark voneinander abweichenden Berechnungen sind die Bedingungen, an die einige Länder ihre Klimaziele geknüpft haben. Einige Länder, darunter Indien oder China, verbinden ihre Zusagen mit der wirtschaftlichen Entwicklung, genauer mit dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, erläutert Rogelj.

Russland hat seine Pläne zusätzlich von der Verfügbarkeit erneuerbarer Energie abhängig gemacht. Kommt es im Energiesektor oder beim Wirtschaftswachstum also zu Schwierigkeiten, stehen die internationalen Klimaziele auf der Kippe - mit oder ohne Beteiligung der USA.

Null-Emissionen noch immer möglich

Werde dieser Pfad fortgesetzt, sei es schwierig, das zwei-Grad-Ziel bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu erreichen, so Rogejl. Der Klimaforscher plädiert dafür, die Zusagen der verschiedenen Länder noch vor 2030 verbindlicher zu gestalten. Sollte das nicht passieren, dann müsste die internationale Staatengemeinschaft ihre Anstrengungen nach 2030 vervielfachen. Je nach zukünftiger Situation müssten die Reduktionen dann vier- bis 25-fach gesteigert werden.

Zumindest die Zusagen der Europäischen Union und damit auch Österreichs seien eindeutig quantifizierbar. Bis zum Jahr 2030 will man die Treibhausgasemissionen um 40 Prozent reduzieren. Das bedeute allerdings nicht, dass diese Ziele auch eingehalten werden, so der Klimaforscher. Denn auch die Europäische Union habe nur ein Versprechen abgegeben, wenn auch ein konkretes.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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