Bilanz: 25 Jahre nach dem Erdgipfel

Vor 25 Jahren, am 14. 6. 1992, ging der Erdgipfel in Rio de Janeiro zu Ende - der erste Umweltkongress, bei dem sich Regierungschefs aus Ländern weltweit trafen und auf gemeinsame Ziele einigten. Nicht alles wurde erreicht - aber einiges ist seitdem besser geworden.

Es war eine große Aufbruchsstimmung zu spüren, so beschreibt die Klimaexpertin Renate Christ den Erdgipfel im Jahr 1992 in Rio de Janeiro. Viele der teilnehmenden Staats- und Regierungschefs aus insgesamt 172 Ländern waren sich einig, dass man nicht so weiterwirtschaften konnte, wie zuvor.

Dies spiegelte sich schließlich in den zahlreichen Bestimmungen der Klimarahmenkonvention, der Biodiversitätskonvention als auch in der „Agenda 21" wider - eine umfangreiche politische Absichtserklärung mit grundsätzlichen Umwelt- und Entwicklungszielen. „Man hatte erkannt, dass globale Umweltprobleme wie die Klimaänderung sowie eine nachhaltige Entwicklung nur in Zusammenarbeit gelöst werden können. Darüber hinaus signalisierte man, dass Umweltschutz, Wirtschaft und Sozialpolitik für eine nachhaltige Politik notwendig sind.“

Renate Christ nahm damals im Auftrag des Umweltministeriums an den Verhandlungen in Rio teil. Ihre Aufgabe war es, die Bestimmungen zum Atmosphärenschutz so zu formulieren, dass sie umsetzbar sind und nicht verwässert werden können. „Ich erhielt den klaren Auftrag: „Schauen Sie, dass sich so viel wie möglich starke Bestimmungen zum Schutz der Atmosphäre in diesem Kapitel wiederfinden.“

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 13.6.

Klimaschutz nach dem Vorsorgeprinzip

Eine für Mensch und Natur gefährliche Erderwärmung sollte verhindert werden. Dieses Ziel fand sich nicht nur in der rechtlich unverbindlichen „Agenda 21“ wieder, sondern geht auch aus der Rahmenkonvention zum Schutz des Klimas sowie der Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung hervor, die ebenfalls in Rio verabschiedet wurde.

Eine Obergrenze wie das Zwei-Grad-Ziel vom Pariser Klimaabkommen 2015 gab es jedoch noch nicht. „Die Wissenschaft war noch nicht so weit, dass man genau hätte sagen können, wann eine Klimaveränderung gefährlich wird", so Christ. Jedoch findet man unter Grundsatz 15 in der Rio-Erklärung das Vorsorgeprinzip. Demnach „darf ein Mangel an vollständiger wissenschaftlicher Gewissheit kein Grund dafür sein, kostenwirksame Maßnahmen zur Vermeidung von Umweltverschlechterungen aufzuschieben“, wenn schwerwiegende oder bleibende Schäden drohen.

Österreich: Ziele nicht erreicht

Auf dieser Grundlage setzte sich Österreich selbst ein ambitioniertes Ziel. „Man wollte damals eine zwanzigprozentige Reduktion der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2000 erreichen. Davon ist allerdings nicht sehr viel übrig geblieben“, sagt Christ, die später jahrelang als UNO-Klimaexpertin tätig war.

Vielmehr stiegen hierzulande die Emissionen bis zum Jahr 2005 sogar um 18 Prozent. Die letzte Treibhausgasbilanz zeigt, man befindet sich heute dank diverser Reduzierungs-Maßnahmen lediglich wieder am Ausgangspunkt von 1990. Das ist zu wenig, kritisiert Christ. Vor allem in Anbetracht dessen, dass man sich in der EU sowie in Österreich zum Ziel gesetzt hat, die Treibhausgase bis 2050 um rund 80 Prozent zu senken - sprich innerhalb von 33 Jahren. „Diese Trendwende muss nun so früh wie möglich eingeleitet werden, um sie sozial und wirtschaftlich verträglich zu machen. Denn jede abrupte Änderung birgt immer Risiken, sowohl für die Wirtschaft als auch die Bevölkerung“, so der Appell der ehemaligen UNO-Klimaexpertin.

Gemischte Bilanz

Auch in anderen Bereichen hat man die Ziele der „Agenda 21“ nicht erreicht, die neben Klimaschutz auch Schutzbestimmungen für Meere, Tiere sowie Wälder enthielt. So konnte man das weltweite Artensterben nicht aufhalten. Experten schätzen, dass tausende Tier- und Pflanzenarten jährlich verschwinden. Auch am Vorhaben, Meere vor Plastik und Chemikalien zu schützen, ist man zum Teil gescheitert: Schätzungen zufolge landen jährlich acht Millionen Tonnen Plastik im Meer.

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Vor allem bei den Entwicklungszielen, mit denen man sich dem Kampf gegen Armut und Welthunger verschrieben hat: So hat sich die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen bis 2015 fast halbiert, auf 830 Millionen Menschen - trotz Bevölkerungswachstum. Dasselbe gilt für die Anzahl der Hungernden. Zudem wurden Krankheiten wie Malaria und Aids stark zurückgedrängt. Außerdem haben seit 1990 2,6 Milliarden Menschen Zugang zu sauberem Wasser erhalten.

Rio legte den Grundstein für Paris

Der Rio-Erdgipfel gilt heute als Fundament für spätere „politische Absichtserklärungen“ nach dem Vorbild der „Agenda 21“ sowie für Konventionen zum Schutz der Umwelt. So resultierten aus der Klimarahmenkonvention das Kyoto-Protokoll 1997 sowie das Klimaabkommen von Paris im Jahr 2015. Die Bestimmungen der „Agenda 21“ wiederum gingen zum Teil in den Millenniumszielen auf. 2015 folgte dann die „Agenda 30“, auch bekannt als „Sustainable Development Goals“.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

Mehr zu diesem Thema: