Manche Spinnenbeute klebt sich selbst

Nicht alle Spinnennetze sind von sich aus klebrig, um Beutetiere festzuhalten. Wie Linzer Forscher nun festgestellt haben, verlassen sich manche Spinnen auch darauf, dass die Beute selbst einen wichtigen Kleber-Bestandteil mitbringt.

Wenn es um die Funktionalität ihrer Fangfäden geht, lassen sich Spinnen in zwei Gruppen einteilen. Die einen produzieren Fäden, auf denen sich winzige flüssige Klebstofftropfen befinden, während die Fäden der anderen völlig trocken sind.

Über den genauen Mechanismus, der ein Insekt an einen trockenen Faden bindet, herrschte bisher jedoch Unklarheit. Da die Fäden in kurzen Abständen Bäusche aus feiner Fangwolle aufweisen, wurde unter anderem ein Prinzip ähnlich dem eines Klettverschlusses vermutet.

“Bringt eigene Falle mit“

In ihrer aktuellen Studie haben die Forscher aus Deutschland und Österreich den Vorgang nun genauer unter die Lupe genommen. Dabei stellten sie fest, dass die Wachsschicht, mit der viele Insekten überzogen sind, um sich vor Austrocknung zu schützen, einen wesentlichen Faktor darstellt.

Kommt sie in Berührung mit einem Bausch Fangwolle, so saugt dieser das Wachs auf wie der Docht einer Kerze. Wachs und Fasern bilden dabei eine Art faserverstärkten Kunststoff, aus dem es für das Insekt kein Entrinnen mehr gibt.

„Im Grunde bringt das Insekt seine eigene Falle mit“, erklärte Werner Baumgartner, Leiter des Instituts für Medizin- und Biomechatronik der Universität Linz und einer der Autoren der Studie.

Fruchtfliege im Netz - unter dem Mikroskop

Hana Adamova - JKU

Fruchtfliege im Netz - unter dem Mikroskop

Trockene Netze sind älter

Neben genauen Untersuchungen unter dem Rasterelektronenmikroskop führten die Forscher auch Experimente durch, um die Klebekraft der Fäden auf verschieden Materialien zu ermitteln. Dabei stellte sich heraus, dass sie etwa auf reinem Metall deutlich schlechter haften als auf Insekten. Ist die Metalloberfläche dagegen mit der gleichen dünnen Wachsschicht überzogen, haftet der Faden stark daran. Umgekehrt bleiben Insekten, deren Wachschicht entfernt wurde, kaum an den Fäden hängen.

Die neuen Erkenntnisse stoßen nun auch Diskussionen zur Evolution der unterschiedlichen Arten von Spinnen an. Jene, die trockene Netze produzieren, existieren schon länger und es stellt sich die Frage, warum Fäden mit feuchtem Klebstoff überhaupt aufkamen, obwohl sie leicht austrocknen können und somit eigentlich einen Nachteil aufweisen.

„Die Antwort könnte sein, dass sich ein Teil der potenziellen Beutetiere verändert hat, um nicht mehr für die trockenen Fäden anfällig zu sein“, meint Baumgartner.

science.ORF.at/APA

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